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Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 02:37
von Okki
Hallo,
vorweg bitte ich darum nicht für bekloppt erklärt zu werden.
Macht mal folgendes:
nehmt euren Selfbow der soweit fertig gestellt ist, spannt ihn auf, Augen zu und dann klopft mal das Teil ab. Will sagen: aufgespannten Bogen in der Hand, mit der anderen Hand ( ein Finger ) klopft mal den Bogen von Tip zur Mitte oder auch andersrum. Alles in kleinen Schritten. Als würdet ihr bei Musik den Takt mitklopfen. Augen zu, einen Stift in die Hand. Die Stelle die nicht klingt markieren. Dann spannt das Teil mal auf den Tillerbaum/stock oder was auch immer auf. Ich wette, die nach dem Klang markierte Stelle ist genau die die Ihr sowieso nachtillern wolltet .
Das ist jetzt nicht nur fabuliert. Wie ich drauf kam? Keine Ahnung. Es hat sich so ergeben. Es funktioniert wirklich. Wie wenn du ein Saiteninstrument stimmst. Da schaust du auch nicht hin sondern orientierst dich am Ton/Klang.
ich habs aus Spass mal versucht, und es trifft zu. Aber versucht es mal selbst.
Versuch macht kluch
Okki
Wäre ich nicht so ein begnadeter Fotograf, ich würd mal ein Bild davon einstellen wie es sich anhört. Den Ton muss man mal gesehen haben. Fantastisch.
Eddy ....fang den Ball
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 07:47
von Bogenede
Interressanter Ansatz. Ich glaube dass das sogar geht.
Es geht um den Gleichklang im Material. Man muss nur ein gutes Gehör haben. Ich kann auch 2 Dieselgeneratoren ohne Synchronoskop synchronisieren und Doppel- bzw. Viervergaser- Motoren einstellen ohne Gerät und es stimmte bei der Überprüfung.
Ich werds mal probieren.
Bogenede
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www.bogenede.de
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 07:52
von Sir Weazel
Ich finde auch das sich das logisch anhört !!!
Soviel ich weiß wird es sogar beim Bau diverser Holzinstrumente so gemacht !
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 07:57
von Firestormmd
Das kann ich mir gut vorstellen. Jeder Bogen hat seine Frequenz. Und unregelmäßigkeiten im Tiller ergeben Misstöne. Ob man nur nach Gehör tillern kann glaub ich zwar nicht, aber den Tiller mit Gehör überprüfen geht bestimmt.
Edit. Vieleicht kann man ja irgendein handliches, batteriebetriebenes vibirerendes Gerät an den Bogen halten und sich den Klang anhören. Ähnlich einer Stimmgabel. Wenn es einen reinen, sauberen Ton ergibt, ist der Bogen zumindest klanglich im Gleichgewicht. Wenn es Dissonanzen gibt, eben nicht. Jetzt weiß ich nur nicht, ob ein asymetrischer Tiller negative Auswirkungen auf den Klang hat. Und wo bekomme ich so ein vibrierendes Gerät her?
Grüße, Marc
der seinen Fis-Dur-Bogen mal abklopfen geht
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 08:13
von klaus1962
Daß dies funktioniert denke ich auch. Allein schon deswegen, weil der Klang mit Sicherheit die innere Spannung im Holz wiedergibt. Er ist eine Funktion sowohl von Dichte als auch Volumen des Holzabschnitts.
Es wird nur nicht jedermann das dafür erforderliche, empfindliche Gehör für so feine Nuancen besitzen (ich bin leider auch total unmusikalisch). Deshalb wird diese Methode sicher nur einigen Auserwählten vorbehalten bleiben.
Ich hab übrigens beim Bau eines Didgeridoo auf ähnliche Weise (durch Klopfen) festgestellt, wo die Wandstärke noch nicht paßt. Messen ging da ja auch nicht. Mir hat einer, der das Ding "spielen" kann (ich kanns nämlich nicht besonders) bestätigt, daß ich es hinsichtlich Resonanzverhalten** sehr gut hingekriegt hab.
Gruß
Klaus
**OT.Anmerkung:
Unser Hund flippt fast aus, wenn jemand in der Wohnung mit dem Didge rumtutet.
Empfehlung an andere Hundebesitzer: laßt es.
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 11:31
von eddytwobows
Okki hat geschrieben:Hallo,
.../...
Wäre ich nicht so ein begnadeter Fotograf, ich würd mal ein Bild davon einstellen wie es sich anhört. Den Ton muss man mal gesehen haben. Fantastisch.
Eddy ....fang den Ball
@Okki...
Ich weiß zwar jetzt nicht genau, WAS für einen Ball ich da fangen soll, aber meinethalben, bitte, ich versuchs mal...
Also entweder soll ich Dir jetzt zustimmen und sagen, daß Du recht hast (es hört sich für mich auf jeden Fall schlüssig und möglich an, soviel schon mal vorweg...abgesehen von einem kleinen, aber nicht unerheblichen Problemchen...
)...?
Oder...ich soll Dir vehement widersprechen, daß für absolut mysthischen Blödsinn halten (was ich nicht tue...), und Dir raten, lieber mit ner Geige zum Bogenschießen zu gehen....
...?
Ooooder... Du spielst darauf an, daß ich das mal ausprobieren und das ganze als Video dokumentieren soll...?
Also, wg. dem Problemchen...ein Tillern nach Klang und Gehör ist bestimmt durchaus möglich, allerdings wohl nur bei einem bereits fast fertigen Bogen...sprich rein nur auf Standhöhe, bzw. BIS zur Standhöhe...danach wird es wohl etwas komplizierter...
Frage : Oder hast Du das ganze auch schon auf dem Tillerstock, bei einem weiteren Auszug ausprobiert...WENN das nämlich hinhaut, denke ich mal so. wäre es eine durchaus praktikable, zum. ergänzende Alternative zu einer Tillerwand...m.M.n.
Und, hab ich den Ball nu´ gefangen...?
LG
etb
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 10.08.2011, 11:46
von Okki
@ Eddy
ich dachte dabei eher an meinen letzten Satz
Okki
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 19.09.2011, 11:31
von Firestormmd
So, ein kleinen Beitrag kann ich nochmal dazu bringen. An den letzten beiden Wocheenden habe ich einen Massaranduba-Bambus-Bogen getillert. Die Biegung der Wurfarme kann man am Klang definitiv nicht heraushören. Jenachdem, wo man das Holz klopft, kling es immer anders. Was man aber ziemlich genau hören kann ist die Kraft der Wurfarme:
Wenn der Bogen genau mittig auf dem Tillerstock hängt und man die linke und rechte Sehne der Tillerschnur zupft, kann man die Frequenzen vergleichen. Der stärkere WA klingt höher. Klingen beide gleich, so sind sie auch gleich zugstark. Wenn der Tiller halmwegs rund ist, dann sin die Tips auch auf gleicher Höhe. Da man bei symetrischen Bögen ja den unteren WA stärker/schneller haben will, sollte seine Frequenz etwas höher sein.
Mit einem Stimmgerät kann man die Unterschiede gut messen. Ich als alter Gitarrist kann leichte Unterschiede auch noch gut heraushören. Zupft man beide Sehnen gleichzeitig und es ergibt sich ein harmonischer Gleichklang, dann sin beide WA's gleich stark. Kommte es aber zu einem schwingenden Klang, ist ein WA schwächer/stärker.
Das Ganze klappt allerdings nur verlässlich, wenn der Bogen immer exakt an der gleichen Stelle aufgelegt wird und die Sehne auch immer an der gleichen Stelle unten am Tillerstock eingehängt wird. Ein paar Millimeter links oder rechts verändern die Stimmung schon sehr.
Man kann also nicht exakt damit bauen, ich habe es mir aber nach jedem Materialabtrag angewöhnt an den beiden Sehnenhälften zu zupfen. Nur um zu hören, dass beide WA's gleich starkt sind.
Grüße, Marc
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 19.09.2011, 11:34
von Firestormmd
Mal einige Frage in die Runde:
1. Kann man mit der Sehenzupfmethode den Nockpunkt einstellen?
2. Ist der Ton beider Sehnen auch bei asymetrischen Tiller etwas gleich hoch?
Grüße, Marc
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 19.09.2011, 13:01
von Ravenheart
Firestormmd hat geschrieben:2. Ist der Ton beider Sehnen auch bei asymetrischen Tiller etwas gleich hoch?
Bei symmetrischem Tiller sollte der Ton am unteren WA einen Tick höher sein!
Bei asymmetrischem ist der untere WA kürzer und ja mindestens gleich stark gespannt somit definitiv höher.
Rabe
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 19.09.2011, 13:35
von captainplanet
Faszinierender Ansatz. Hab mal probehalber einen fertigen Bogen in regelmäßigen Abständen abgeklopft. Es ist wie eine Tonleiter! Aber ich glaube trotzdem nicht so recht, daß ich besser höre als sehe... aber man wird sehen. Oder besser hören.
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 19.09.2011, 17:09
von Fenrisulfir
Ich denke auch, dass das geht, allerdings werden da wohl musikalische Menschen, die Töne gut unterscheiden können, bessere Erfolge erzielen als solche, die Töne nur schwer differenzieren können.
Ich verstehe zwar nicht genau wie diese ganze Sache physikalisch funktioniert, denke aber dass der Ton durch Schwingung erzeugt wird, und wenn die Schwingung an manchen Stellen des Bogens nicht zu den anderen Stellen passt, kommt ein seltsamer Ton dabei raus, also müsste man dort nachtillern.
Aufjedenfall eine sehr interessante Idee, vorallem bei Situationen, wo man gern eine 2. "Meinung" hätte ob nun dort getillert werden soll oder nicht.
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 20.09.2011, 07:48
von Thomas of hookton
Okki hat geschrieben:Hallo,
Den Ton muss man mal gesehen haben. Fantastisch.
Wenn man einen ordentlichen geraucht hat, dann kann man Töne sehen....
Aber Spaß beiseite, das geht wirklich. Ich kenn einen Bogenbauer, der hats auch schon so gemacht.
MfG
Hermann
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 23.09.2011, 21:57
von Bogenschorsch
Hm, irgendwer hat mal hier im Forum zum Thema Handschock auch dieses Thema angeführt: Wenn beide Wurfarme gleich klingen, minimiert sich der Handschock. Nur so am Rande....
Gruß
Re: Tillern - nach Gehör
Verfasst: 24.09.2011, 03:41
von zoooing
Darauf haben wir gleich ein Experiment veranstaltet,und zwar hat ein Schhlagzeuger mit seinen Sticks meine Eibe abgedengelt,und hat tatsächlich Steiffe Stellen gefunden!Das funzt!
Also ich habs nicht so genau gehört,aber der Schlagwerker meint,das seien Welten.
Nur bei schwierigen Bogen mit vielen ästen und sonstigem Trallalla gehts überhaupt nicht.
Aaaber,das hat was!