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Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 09:54
von juhls
Hallo Werkzeuggurus und ambitionierte Bastler,

ich habe bei der Suche nach "ichweißnichtwas" einen alten Maurerhammer mit Holzstiel aus dem Schrott gezogen. Sah mir gleich nach einem guten Dechselersatz aus. Habe hier auch schon einiges zum Maurerhammerdechsel gelesen, aber einige Fragen sind noch offen.
Ich würde das gute Stück der Berliner-Form zuweisen und schätze das Alter mal auf beträchtlich. Keine Stempel, keine Gewichtsangabe nur geschmiedeter Stahl ohne erkennbare Gesenkspuren oder Verarbeitungsnähte in einer Panade aus Beton und Mörtelresten und ein Griff aus einem grob zugeschnitzten Ast mit teilweise Rinde drauf. Das Foto anbei ist nur ein sehr ähnlicher Hammer aus einem Onlineshop, da ich gerade kein Foto zur Hand habe.

Jetzt zu meinen Dechselfragen:
1) wie sieht denn die optimale Gewichtsverteilung für einen Bogenbaudechsel aus. Sollte man die lange Hammerbahn kürzen oder sogar ganz abschneiden ? Stört der Wurmfortsatz vielleicht sogar ? Ein gekaufter Dechsel hat ja auch keine so lange Hammerbahn. Am liebsten würde ich das Hammer-Ende auf die Hälfte der Länge stauchen, aber dazu reicht meine Schmiekunst leider nicht.

2) welches Gewicht ist denn überhaupt anzustreben ? Irgendwann wird er sicherlich zu leicht. Wenn ich vom Maurerhammer hinten zuviel weg nehme, hat er evtl. nicht mehr genügend "Bums".

3) Sollte die Schneide weiter aufgebogen werden ? Der Maurerhammer hat ja nur eine leichte Krümmung. Ich würde den Hammer dann einmal komplett auf rotglut erwärmen, die Schneide über dem Ambosshorn etwas mehr verrunden und dann anschließend versuchen nur die Schneide ( 2 cm ? ) zu härten und dann mit Restwärme oder im Backofen Anlassen.

4) Welchen Sinn hat das eckige Auge bei Dechseln ? Ist ein Rundloch in diesem Fall ein Problem ? Ich hoffe, für so einen kleinen "Taschendechsel" ist es noch unerheblich. Ansonsten könnte ich das Auge ja auch etwas ovalisieren, dann kann sich der Stiel nicht mehr drehen. Das macht aber das Aufstielen wahrscheinlich nur unnötig schwerer, oder ?

5) einseitiger Schliff mit welchem Winkel ? So wie bei Stecheisen wahrscheinlich, oder ?

Ihr merkt schon, der Dechsel ist für mich nicht nur zum ausbeissen von Holz gedacht, sondern soll optisch auch noch was her machen. Die meiste Zeit hängt er ja wahrscheinlich später dekorativ an meiner Werkstattwand neben den anderen klassischen Werkzeugen, für die mich meine Black&Decker-Nachbarn für zumindest geistig verwirrt halten.

So denn erst mal
Juhls

Für ein paar Tipps von Maurerhammerdechselanwendern wäre ich dankbar.
Gruß Juhls

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 10:04
von MoeM
So was hab ich auch- mangels schmiedemöglichkeit ist er recht schwach gekrümmt und leider nicht gut zu führen.
Geschliffen wird die Schneide nur von unten/innen, von oben evt. um die Krümmung der Oberseite zu erweitern.
Das Rechteckige Loch kommt soweit ich weiß vom Schmieden, da seinerseits Dorne mit Rechteckigem QS Regel waren (Siehe auch alte Hufeisen, Nägel etc.)
Es erweitert sich konisch nach oben von wo der Stil eingestekt wird um den Kopf zu halten und gleichzeitig eine leichte Demontage zwecks Nachschliff zu ermöglichen.
Ich hab den eig. Kopf mei meinem komplett weggenommen wodurch die Balance beim Führen etwas litt.

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 11:49
von juhls
Hallo MoeM,
vielen Dank für die Tipps bzw. deine Erfahrungen mit dem Hammer.
Zum Glück kann ich das gute Stück warm machen und habe auch einen Amboss da. Die Rundung wird also nachgearbeitet.
Anschliff von unten verstehe ich mal als Anschliff stielseitig , was in meinen Augen auch Sinn macht, analog zum Stecheisen oder Hobelmesser.
Deine Erfahrungen mit dem Handling, decken sich mit meinen Befürchtungen. So gesehen gut, dass ich gefragt habe. Ich werde den "Schwanz" komplett stehen lassen und ihn erst bearbeiten , wenn ich die neue Krümmung dran habe. Sicherlich muß dann ein kleines bisschen abgeschnitten werden, da sich ja der Schwerpunkt verschiebt. Da ich die Hammerseite ohnehin nicht härten will, ist es auch noch aufgestielt möglich dran rumzuflexen und zu schleifen.
Ja, so kann man auch aus einer einfachen Sache eine Wissenschaft machen.

Gruß Juhls

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 11:58
von MoeM
Wenn er dir dann noch zu schwer in der Hand liegt kannst du den Kopf hinter der Schneide, wie bei einer Breitaxt, schmälern und die Balance über den hinteren Kopft anpassen. Oder du schmiedest den hinteren Kopf gleich als senkrechte Klinge wie eine Zimmermannsaxt.
So einen "Kreuzhau" aus Dechsel und Zimmererbeil stell ich mir recht praktisch vor- hats auch früher gegeben...

Verfasst: 15.06.2012, 11:59
von pidi
hallo,

ich denke eine Dechsel braucht nach hinten eigentlich gar kein Gewicht. (aber warte da mal bitte andere Meinungen ab) Da du anscheinend einen Amboss besitzt und die Möglichkeit zu schmieden würde ich es genau andersrum machen. Den Dechselkopf würde ich aus dem Hammerteil formen. und dann die andere Seite abschneiden, oder um 90 ° drehen und einen kleinen axtkopf formen.
härten: auf orange Glut bringen, dabei reicht es wenn die ersten 5-10mm schön orange sind und das dann auf 2cm ausläuft. Dann 1cm tief in wasser eintachen, durch das wasser fahren aber so dass nur 1cm eintaucht ist für so 3-5sec. Dann rausnehmen, schnell mit drahtbürste reinigen. genau die anlassfarebn beobachten die laufen dann nach vorne raus. Das dauert einige sec. Wenn diese bläulich graue linie nach vorne rausgelaufen ist, dann komplett im wasser abkühlen. Der Stahl sollte das mitmachen, öl wird nicht nötig sein. Du wirst das aber vorher ein paar mal üben müssen, am besten an einem meissel... hört sich einfacherals es dann ist.
Anlassen mit einem zusätzlich erhitzten Stück Stahl ist auch möglich, Backrohr auch.

viewtopic.php?f=12&t=19332

mfg

Edit Markus - link repariert

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 13:23
von juhls
hi,
super Idee , den Hammerteil zum Beil zu formen und den Flachmeisselteil als Dechsel zu bearbeiten. Ein Multitool um es mal neudeutsch auszudrücken. Der Mehrwert für mich ist wahrscheinlich eher gering, aber darum geht es ja auch nicht unbedingt.
Ich muß mit dem Gedanken aber noch ein bisschen schwanger gehen. Im Moment frage ich mich noch, ob die zusätzliche Gefahr durch die rückseitige Schneide den Vorteil eines Multitools wieder aufhebt.

Auch die andere Idee , nur den Hammerteil zu verwenden, ist zu überlegen. Der Meisselteil bringt aber mehr Masse mit, als der Hammerteil. Ich denke ich brauche jedes Gramm.
Meine "Schmiede" ist ja auch genau wie meine Schmiedekunst noch sehr einfach. Daher ist es für mich natürlich noch viel naheliegender das bereits Flache teil nur zu biegen, als das dicke Teil zu verformen. Aber vom Grundsatz finde ich es auch besser frei zu formen, als die fertigen Formen nur anzupassen.

Ich denke auch, dass ein Dechsel im Normalfall hinten gar kein Gewicht braucht. Dann ist er aber auch als Dechsel zur Welt gekommen. Dieser Hammer dagegen wäre doch viel zu leicht, um noch effektiv damit arbeiten zu können. Daher möchte ich das plus an Masse nicht einfach so aufgeben.

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 13:37
von MoeM
juhls hat geschrieben: Ein Multitool um es mal neudeutsch auszudrücken. Der Mehrwert für mich ist wahrscheinlich eher gering, aber darum geht es ja auch nicht unbedingt.
Bietet den Vorteil mit der Beilseite gut am Stave entlang zu zielen und mit der Flachseite die Oberfläche abzuglätten. Beilklinge auf eine Seite ausgestellt- für Links- o. Rechtshänder.

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 15:59
von Gornarak
Auf der einen Seite Dechsel auf der anderen Beil? Besteht da nicht die Gefahr, dass man sich mal eine der Seiten in den Kopf haut?

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 16:10
von MoeM
Wenn mans anständig macht tuts ned so lang weh wie wenn man abrutscht und sich in den Fuß haut...
Aber natürlich besteht die Gefahr- schließlich kann man die andere Seite auch gegen die Rübe kriegen.
Es empfiehlt sich halt nicht nur beim Zuschlagen aufzupassen sondern schon beim Ausholen :D

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 21:22
von juhls
Moin zusammen,
habe mich gerade mal an das gute Stück herangewagt und diesmal auch ein paar Fotos gemacht.
Nach dem Ausstielen hab ich den Hammer erst mal mit der Topfbürste halbwegs blank gemacht. Jetzt konnte ich schon einige Macken erkennen. Im Auge ist ein feiner Riss, scheint aber nicht durchzugehen. Ein Foto hab ich von diesem Riss leider nicht gemacht. Der ist meiner Meinung nach auch nicht so dramatisch. Schlimmer ist der Riss auf dem Schneide. Hab ihn erst auch nicht als Riss wahrgenommen, sondern irgendwie an eine Macke aus dem Gesenk gedacht. Ja das war wohl etwas naiv. Natürlich ist es ein Riss. Nachdem ich die Schneide in einer kleinen improvisierten Gasesse ( 4 Ytongsteine und Lötbrenner ) auf orange erwärmt hatte und dann auf dem Rundhorn etwas ausgerundet hatte, ging der Riss auf. Ich habe also erst mal aufgehört und habe erst mal mit der Fächerscheibe den Schaden sichtbar gemacht. Sieht nicht schön aus. Mache aber trotzdem weiter. Mal sehen wie schlimm es denn wirklich ist. Viel mehr als abbrechen kann er ja eigentlich nicht. Nur habe ich die Lust verloren ein Schmuckstück draus zu machen. Also noch mal warm gemacht und dann in Wasser partiell abgeschreckt und dann mit Restwärme angelasen. Pidi hatte recht, es gehört etwas Übung dazu. Das werde ich wohl nochmal machen. Wahrscheinlich habe ich zu stark abgeschreckt , das nicht mehr genug Restwärme drin war.
Ich werde jetzt die Schneidengeometrie in Angriff nehmen und dann noch mal Härten und anlassen. Anschließend schärfen am Bandschleifer. Stiel dran und gut is.

Melde mich wieder wenn es neue Fotos gibt
Juhls

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 21:27
von MoeM
Der Radius ist noch etwas bis viel zu groß, wenn ich mir meinen oder auch google Bildersuch anschau! Vor allem ist die Krümmung etwas gleichmäßiger bis zur schneide verteilt

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 22:44
von juhls
Hi MoeM,
ja , die Krümmung ist ungleichmäßig. Hab wegen des Risses nicht weiter korrigiert, sondern schockstarr gleich aufgehört mit dem drauf klopfen. Aber zu stark gekrümmt finde ich ihn eigendlich nicht.
Hab das gute Stück dann auch gleich in einen gebrauchsfähigen Zustand gebracht. Schneide angeschliffen, Spiegel poliert , den alten Stiel etwas gekürzt und geglättet und auch gleich aufgestielt.Auf nochmaliges Härten habe ich verzichtet. Quick and dirty würde ich sagen.
Als ersten Test mal gleich einen kleinen Thujastamm durchgenagt. Das Teil funktioniert super. Habe aber ja auch keinen Vergleich, da ich noch keinen Dechsel in der Hand hatte.
Hier noch die Bilder

Auf jeden Fall finde ich ab heute Dechsel geil. Mach mich gleich auf die Suche nach etwas besserem Ausgangsmaterial, also Version 2.0

Gruß
Juhls

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 22:50
von juhls
moin nochmal,
hab gerade gecheckt das du geschrieben hast, dass der Radius zu groß ist und nicht die Krümmung, Das ist ja dann genau das Gegenteil. Ja, jetzt bin ich mit dir.
so denn gute Nacht
Juhls

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 15.06.2012, 23:36
von First-break
Sieht nicht direkt nach einem riss aus.

Das sind zwei lagen wo auseinander gehen

Eventuell zwei unterschiedliche stahlsorten oder wurde der Stahl gefalltet

Re: Maurerhammer zum Dechsel umarbeiten

Verfasst: 16.06.2012, 00:19
von MoeM
Meinte der Radius könnte kleiner sein- sprich der Winkel zum Stil geringer- bei manchen Dechseln läuft die Schneide fast parallel zum Griff hinunter.