Bow Swap 1, Firestormmd

[Firestormmd]

Das Losglück hat mir jemanden zugeteilt, bei dem ich nicht weiß, was er für einen Bogen bevorzugen könnte. Ich habe noch 2 Bambusbackings zu Hause liegen, eine Stange Rattan und im Baumarkt gibt es noch genügend Massa. Aus diesem Grund werde ich 2 Bögen bauen und den besseren der Beiden bzw. den, bei dem das Zuggewicht stimmt, verschicken. Die Bögen werden wie folgt aussehen:

1. Rattan-Reiterbogen mir Bambusbacking

Als Vorbild soll mein Experimentalbogen MIZAR dienen. Da ich es mit der Länge diesmal nicht übertreiben will, werde ich ihn 130cm NtN machen. Verleimen werde ich diesmal mit Epoxi statt Holzleim. Ansonsten dürfte es eine 1:1-Kopie werden. Nur bei der Farbgebung werde ich mir vielleicht was anderes einfallen lassen.

2. Massaranduba-Bogen mit Bambusbacking im Möllegabet-Stil

Acker hat mal so einen Bogen vorgestellt und er hat mir gut gefallen. Ich denke, ich werde ihn mit etwas Perry-Reflex verleimen. Mal sehen, ob die Kombination klappt. Ich selbst bevorzuge ja eher schmale und dünne Griffe. Das ist aber nicht jedermann Sache. Deshlab werde ich das recht dünne Massa-Brett aufbauen müssen. Das wäre das erste Mal für mich, dass ich ein Powerlam und einen aufgeklebten Griff bei Massa verbaue. Da ich da nicht 100% sicher bin, wird das eher mein Zweitbogen für den Notfall.

Heute Abend werde ich mal mein Material sichten und ein paar Bilder machen. Dann kann es ab dem Wochenende losgehen. Morgen suche ich mir erstmal ein Massabrett im Baumarkt aus.

Achja, Kommentare sind natürlich gern erwünscht!

Grüße, Marc

[Firestormmd]

So ganz langsam geht es los. Irgendwie ist der erste Schritt immer der schwierigste. Nach einiger Überlegung habe ich mich auch entschieden, welchen Bogen ich tauschen will. Es wird - tataaa - der Bambus-Rattan-Reiterbogen.

Nichtsdestotrotz baue ich nebenher noch meinen Massa-Mölle. Dafür war ich am WE im Baumarkt und habe eine Massabohle für 17,99€ gekauft. Daraus kann man 2 Bögen bauen und hat noch Rester für Griffe, Tips oder sonstige Spielereien.

Hier die Materialen für beide Bögen. Rattanstange, Massabohle und 2 Bambusbackings:



Als nächstes muss die Bohle glatt gehobelt und mittig geteilt werden. Meine E-Geräte freuen sich jetzt schon.

Grüße, Marc

[arcus]

also, so eine Massabohle ist 16 cm breit--und du bekommst nur 2 Bögen raus ? Ich bekomme imme 4 Stck raus. Massa darfste ned so breit verbauen(Gewicht) ! Die Bambusstreifen musst du doch auch noch in der Breite reduzieren.

Arcus

[MoeM]

Sicher, dass es Massa ist- und kein WPC
Warum gibts das bei euch überall- ich hab noch keinen Baumarkt gefunden wo`s Massa auf lager hat (Nur Purple Heart Bohlen )
Btw. hat schonmal jemand WPC probiert, oder sind die Dielen nichtmal Vollmaterial?

[Firestormmd]

@Arcus: Jetzt wo du es sagst, seh ich es auch. Bei meinen ersten Massa-Bögen habe ich die Bohle nur halbiert. Diesmal werde ich sie dritteln. Da ich einen Mölle bauen will, sollte er zumindest im biegenden Bereich 4cm breit werden, damit er optisch nach einem Mölle aussieht. Meine alten MassaBoos haben 3cm breite gehabt.

@Moe: Es riecht nach Massa, es ist schwer wie Massa und es hat genausoviel gekostet wie Massa. Ich denke es ist kein WPC. Bei uns im Baumarkt stehen die Dinger schon seit Jahren rum. Scheinbar bin ich der einzige, der hier Massa kauft. Einige Bretter sind noch da. Aber ich verrate nicht welcher Baumarkt das ist!

Grüße, Marc

[madcala]

Wir haben hier nen Markt um die Ecke der steht voll mit Massa.... Auch selber preis. Wie lang ist die Bohle? bei uns kostet ne 3m Bohle 17,49

[Firestormmd]

Ich hätte jetzt gesagt, dass die Bohle 2,5 Meter lang ist. Kam auch etwa 17€.

Grüße, Marc

[Firestormmd]

So, also die Massa Bohle ist 11cm breit und 2,5m lang. Es wird also bei maximal 2 Bögen je Bohle bleiben.

Grüße, Marc

[Firestormmd]

Nun geht es endlich mit dem MRRB (Massa-Rattan-Reiter-Bogen) richtig los. Als Ausgangsmaterial dient eine 40mm Rattan Stange, die leicht snakey ist:



Aus diesem Grund drehe ich die solange, bis sie halmwegs gerade aussieht. So wird der Bogen später eher in der Flucht bleiben:



Der Stave wird nun auf 150cm abgelängt. Eine der kleinen Wellen habe ich dabei so gelegt, dass sie genau in Griffmitte liegt. Der Griff wird dort sowieso deflex gebogen, sodass die Welle nicht stört:



Nun wird der Rücken platt gehobelt. Dort kommt ja später das Bambusbacking drauf und muss deshalb möglichst glatt sein:



Wenn die gehobelte Fläche eine Breite von 3cm hat reicht es aus. Der Bogen soll etwa 2,5cm breit werden. Mit 5mm Aufmaß ist man auf der sicheren Seite:



So sieht es dann erstmal aus:



Als nächste wird die Bogenmitte angezeichnet. Dort liegt später der Druckpunkt des Bogens. Dann lege ich meine Hand auf den Druckpunkt und zeichne oben und unten das Ende des Griffes an. Dann kommen noch jeweils 5cm Fadeouts dazu:



Als nächstes wird die Bogendicke angezeichnet. Mein Versuchsbogen "Mizar" hatte letztendlich eine Rattandicke von 1cm. Ich arbeite gern großzügig, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Deshalb zeichne ich Dicke mit 2cm an. Die Fadeouts gehen erstmal auf die volle Dicke von 4cm:



Dann wird das ganze weggehobelt und sieht dann etwa so aus:



Natürlich auf beiden Seiten:



Der Stave hat ja momentan eine Länge von 150cm. Da er am Ende etwa 130-135cm haben soll, besteht jetzt noch genügend Spielraum, um die Bogenlänge genau anzuzeichnen. Ich bevorzuge hier ein leicht asymetriches Design. Ab Druckpunkt/Bogenmitte wird jeder Wurfarm gleich lang sein. Durch den leicht versetzten Griff wird der Biegebereich des unteren Wurfarmes ein paar Zentimeter kürzer ausfallen. Das ist aber so gewollt, damit der Pfeil später besser über den Handrücken geht. Hier mal meine vorläufigen Maße vom unteren zum oberen Wurfarm zum ablesen. Achja, die Fades an den Wurfarmenden habe ich erstmal mit 20cm festgelegt. Später wird das alles sowieso noch bearbeitet. Also nicht zu ernst nehmen:





Nun wird die spätere Wurfarmbreite angezeichnet und freigehobelt. Ich mach die Wurfarme erstmal 3cm breit und verjünge sie an den Fadeouts auf 2cm. Das wird später noch deutlich reduziert:





Merke, der Bogen ist noch 150cm lang. Nach dem Biegen der Recurves schneide ich den Bogen auf seine endgültige Länge. Aber späte mehr dazu.

Danach wird der Deflex im Griff gebogen. Dafür habe ich eine Form aus 2 Brettern gebaut. Der Griff wird mit der Heißluftpistole solange gleichmäßig erwärmt bis er anfängt unter mäßigem Druck nachzugeben. Da meine Form nicht symetrisch ist, biege ich von beiden Seiten den Griff bereich ein wenig:



Ein bisschen braun kann es schon werden, aber bitte nicht noch dunkler. Lieber etwas länger erwärmen, als zu schnell zu heiß rösten:



Das sieht ersmal ziemlich extrem aus. Nach dem ich die Recurves gebogen habe, werde ich den Griff vielleicht noch zurück korrigieren. Aber so ist das erstmal OK so:



Fortsetzung folgt....

Grüße, Marc

[Chilly]

Wow, schön! Echt Newbie-taugliche Beschreibung und Bebilderung!!
Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen, wie es weitergeht....

[flintibabe]

Glück auf Firestormmd!
Deine Herangehensweise gefällt mir gut! Auch wie du Deine Arbeitsschritte dokumentierst ist erste Sahne!
Ich wünsche Dir viel Erfolg mit Diesen Beiden und natürlich auch den folgenden Projekten!

[Ravenheart]

SUUPER Doku, klasse Bilder, vielen Dank!!

Rabe

[Firestormmd]

So, weiter gehts.

Als nächstes werden die Recurves in die Wurfarmenden gebogen. Dazu spanne ich die Wurfarme am Ende in meine Biegeform. Merke, das Ende ist etwa 5cm zu lang. Alle Abdrücke vom Werkzeug können dort ruhig zu sehen sein, das wird noch abgeschnitten:



Dann schön gleichmäßig und langsam mit der HLP erhitzen und vom Ende Richtung Bogenmitte biegen. Das ist wichtig! Wenn erst ein Abschnitt weiter im Wurfarm gebogen wird, ist es fast unmöglich dann noch einen Abschnitt, der näher am Tip liegt, zu biegen. Also den Recurve schön vom Ende aufrollen:



Den gebogenen Recurve lass ich dann ca. 30 Minuten abkühlen und biege den zweiten Recuve möglichst genauso wie den ersten. Das Biegen je Recurve dauert selbst ca. 10 Minuten. Also nicht zu schnell. Man merkt schon, dass das Rattan schön weich wird, wenn man die HPL mal 2-3 Sekunden auf 3-4cm nah ranhält. Es darf nur halt nicht zu dunkel braun werden:



So sieht der fertig gebogene Rohling dann aus. Hat schon was von einem Reiterbogen oder? Achja, für die Anfänger, das ist alles Reflex. Der Bogen wird später in die andere Richtung gespannt:



Nun geht es an die Vorbereitung des Bmbusbackings. Mein Ausgangsmaterial ist ein Backing von Dictum. Es ist 2,3 Meter lang, 40mm breit und 7mm stark. Als erstes zeichne ich die Maße des Bogens auf und lege die Nodien so, dass sie möglichst gleichmäßig im Wurfarm verteilt sind. Optimal wäre es, wenn keine Nodie im Biegebreich wäre, weil die sehr steif sind und das Tillern erschweren. Bei meinem Bambus bleib mir aber nichts anderes übrig. Im Bild sind sie schwarz schraffiert hervorgehoben. Jeweils kurz nach den Fadeouts und in den Recurves:



Dann muss das Backing dünner gemacht werden. 7mm Dicke würde den Rattan zerquetschen, daher versuche ich möchglichst auf 3mm zu kommen. Ursprünglich wollte ich nur die Biegebereiche ausdünnen, damit im Setback und in den Recurves die Biegung besser gehalten wird. Es hat sich aber als besser herausgestellt, wenn man alles gleichmäßig dünn macht. "Gut" geht es mit einem scharfen Schweifhobel, frischem Schleifpapier und einer Ziehklinge. Leider ist mein Bandschleifer noch in der Gartenhütte verbaut. Es empfiehlt sich Schutzhandschuhe zu tragen, weil die Kanten des Bambus messerscharf werden können! Und übrigens: Diese Arbeit hasse ich! Das Ausdünnen des Bambus hat länger gedauert, als alle anderen Arbeiten bisher! Ich hasse es!



Späne von 20 Minuten Arbeit:



Man sollte immer mal das Backing her nehmen und einen "Bodentiller" machen. Dazu fasse ich das Backing an den Enden an und biege es Bogenmäßig durch. Steife Stellen kann man hier sehr gut erkennen. Wenn sich das Backing schön gleichmäßig biegt, erleichtert das später das Tillern.

Der fertige Bambus wird dann an den Bogenrohling angepasst. Dazu lege ich das Backing auf und fixiere es mit Leimzwingen. Dann wird der Bambus mit der HPL vorsichtig erwärmt, bis er sich fast von selbst anschmiegt. Das benötigt viel weniger Hitze, als beim Biegen der Recurves:



An schwierigen Stellen, den Recurves zum Beispiel oder dem Setback im Griff, fixiere ich das Backing gerne mit Schnur:



Direkt an den Recuves liegt blöderweise eine Nodie, die sich partout nicht biegen will. Das dumme an den Nodien ist, dass sie von natur aus dicker sind. Man könnte sie dort dünner schleifen, das Rattan entsprechend bearbeiten oder mit Gewalt vorgehen. Ich habe mich für letzteres entschieden. :



Mit ordentlich Bumms, hat sich die Nodie auch zum Biegen überreden lassen. Später soll sich dort nichts biegen, deshalb kann es dort ruhig etwas robuster zugehen:



Als nächstes werde ich meinen Bandschleifer doch noch ausbuddeln müssen, um das Backing noch einen Tick dünner zu machen und die gebogenen Bereiche wieder plan zu bekommen. Durch das Biegen hat sich usprünglich glatte Klebefäche leicht gewölbt. Damit ich eine saubere Klebefuge bekomme, schleife ich diese Wölbung wieder weg. Dannach kann endlich verleimt werden. Bis dahin wird es aber noch ein paar Tage dauern.

Grüße, Marc

[akutti]

So, so, dabei hieß es doch immer, Ratan bräuchte Facing statt Backing ... Tolle Anleitung, bin gespannt auf die Fortsetzung

Gruß Kutti

[Firestormmd]

Brauchen tut Rattan bis 60# gar nichts. Aber mit einem Bambusbacking oder einem Facing kann man den Rattan optimieren. Mein gebackter Rattanbogen ist kürzer, schmaler, dünner und leichter als sein großer Bruder ohne Backing. Damit dürfte er viel effizienter und schneller sein. Vielleicht kann mein Empfänger ja mal die Geschwindigkeit messen.

Grüße, Marc