1) bin mir nicht sicher, aber beim ELB(?) soll es im Vollauszug so eine Art "anzupfen" geben, das deutlich leistungssteigernd wirkt und aus dem Bogen allein nicht so recht erklärbar ist? Hat ev. sogar einen Namen?
2) konnte mal bei einer Kyudo-Person mit auffällig geringer Körperspannung beobachten, dass trotz Vollauszug bei akzeptabler (Anfänger-)Technik ohne grobe Fehler der Pfeil wiederholt bei 8-10m auf den Boden klapperte.
3) beim Judo saust man üblicherweise seitlich quer auf die Matte. Tut auch gut trainiert immer weh - wenn man nicht vorher mit der flachen Hand auf die Matte schlägt. Die Energieabgabe dabei ist wohl zu vernachlässigen und es handelt sich nicht um ein Abstützen. Aber es macht das Fallen so gut wie schmerzfrei.
Schaut nach Videos zu "Uchi Mata Judo". Bei der Technik fällt man relativ frei und ihr könnt im Bild gut erkennen, dass die Patschehand des Fallenden wieder in der Luft ist bevor er einschlägt.
Das bringt mich zu der Vermutung, dass die Körperspannung in Verbindung mit der Biomechanik massiv reinspielt.
Und dass beim Lösen des Schusses, Anzupfen oder Abklatschen über Reflexe aus den Rückenmark Muskeln/Muskelgruppen weiter aktiviert werden. Aber nur sehr kurzzeitig und ohne Beteiligung des Gehirns, da dauert die Verarbeitung zu lange als dass es Einfluss auf den abgehenden Pfeil hätte.
4) Beim "normalen" Bogenschießen wird der Bogen doch mit mit mehr oder weniger Kraft "festgehalten"? Darum ist wohl auch der "Handschock" ein Thema. (?)
5) Beim Kyudo wird der linke Griff stufenweise um den Daumenanziehermuskel (m. adductor pollicis) aufgebaut:
Schritt 1) bei gestreckter Hand rotiert der Daumen nach innen, bis in die Höhe zwischen Zeige- und Mttelfinger. Der benannte Muskel bildet ein Druckposter zwischen Daumen und Zeigefinger.
Schritt 2) die Hand wird seitlich am Bogen angelegt
Schritt 3) Bei Heki wird die Hand zusätzlich ein wenig nach oben geschoben, damit die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger und straff gespannt ist. Bei fleissigem Üben bildet sich dadurch eine kräftige Hornhaut die gerne auch mal blutig einreisst.
Schritt 4) die unteren drei Finger werden am Bogen angelegt, wobei der Mittelfinger etwa in Höhe des ersten Gelenks an den Daumen gepresst wird. Die beiden unteren Finger werden dicht aber ohne Druck danebengelegt. Bei Heki achtet man darauf, dass die Fingerspitzen genau in einer Linie liegen und baut sauber Finger für Finger auf; Shomen greift da mit den drei FIngern auf einmal und bekommt so eine durch die Anatomie bedingte Fingerspitzenlinie (kleiner Finger etwas zurückversetzt)
Schritt 5) Der Bogen wird nur mit so viel Kraft gehalten, dass er nicht durchrutscht und die Finger in Position bleiben. Ab dem Heben des Bogens wird nun zunehmend Kraft in der linken Hand aufgebaut, in dem man den Daumen streckt und nach unten gegen den Mittelfinger presst. Der Zeigefinger wird mit zunehmender Kraft gestreckt oder angewinkelt, darf den Bogen aber auf keinen Fall berühren. Die drei unteren Finger haben nur Kontakt an den Bogenseiten; am Bogenrücken mus so viel Luft sein dass man einen Pfeil durchschieben kann.
Schritt 6) Im Vollauszug wird weiter und kontinuierlich Druck aufgebaut. Der Bauch liegt nur auf ca. 2cm am benannten Muskel auf; bzw. bei Heki auf der verhornten Hautfalte. Der Bogen wird durch Innenhand und untere Finger seitlich stabilisiert aber nicht gehalten.
Schritt 7) Durch den sicheren seitlichen Ansatz der Hand kommt die Drehspannung zustande. Deshalb wird dem Griffleder viel Aufmerksamkeit geschenkt und Fudeko (Aschepulver) verwendet.
Im Moment des Auslösens bricht der Bogen aus dem Griff aus und kann frei um bis zu 90 Grad rotieren weil er etwas breiter als hoch ist. Und er kann frei schwingen. Das geht aber nur wenn der Rücken Luft zur Hand hat und der Bauch nirgends anliegt. Sobald der Bogen mit Kraft gehalten wird funktioniert es nicht.
Fehler, die massiv Energie rausnehmen sind somit:
- Zeigefinger berührt den Bogen
Die unteren drei Finger berühren den Rücken
Der Mittelfinger hat Kontakt mit dem Handballen
Die Hand knickt ein und der Bogen bekommt Kontakt mit der Innenfläche
Pfui Bäh wären somit:
- aktives lösen der Sehne rechts
aufreißen des Schusses mit der linken Hand
Öffnen der linken Hand um eine vollständige Rotation des Bogens zu erreichen.
Aber zurück zum Thema: Die einzige Stelle, an der ich Variationsmöglichkeiten für die Schußenergie vermute ist die Spannung im Daumenanziehermuskel. An der Stelle "stößt" sich der Bogen ab und es dürfte schon Unterschied machen, ob die Kontaktstelle in der Hand einfach nur bis zum Knochen passiv zusammengedrückt ist oder ob ein hochgespannter Muskel den Bogen quasi "abprallen" lässt bzw. gar noch beschleunigt. Da wären die Physiker zum Thema "Impuls" gefragt. In anderen Worten: macht es einen Unterschied, ob sich der Bogenbauch beim Lösen auf einem fetten Steak oder einer gefederten Stahlplatte abstützt?
//Stefan