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Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 22.03.2015, 23:10
von Kogan
na hallo erstmal!
die frage nach der möglichst einfachen herstellung von birkenpech wird ja nunmehr von so ziemlich allen medien bedient.
fachliteratur, internet, selbstversuche (ca 10x) hab ich alles durch, einzig es fehlt der entscheidene "kniff"
es stellen sich mir folgende fragen:
- prinzipiell: eintopfverfahren: sinnvoll ja/nein?
- temperaturkontolle, hitze indirekt (! / ?) , (beschaffenheit feuerstelle)
- sauerstoffabschluß komplett oder "rühern" wichtiger und wenn dann wann? , qualmfarbe?
die rinde:
- bast ohne holzanteil ist klar, was ist am besten geeignet: frisch,trocken, von "totholz" gesammelt?
- klein geschnippelt, in streifen gerollt, etc?
- bedeutung des wassergehaltes des bastes
- mögliche weiterverarbeitung halbfertigen klumpens/peches
- wie erkenne ich welches stadium der verkokung
sicher bin ich nicht der erste trottel, der danach fragt,
(und sollte es dazu schon konkrete, aus praktischer erfahrung erfolgte hinweise geben, so bitte diesen threat zu löschen!)
aber es will trotz sorgfältigster, (verschiedener) rohstoffe, temperaturüberwachung, rührung etc. einfach nicht gelingen...
mit besten grüßen aus dem elbi
stefan/kogi
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 10:02
von Galighenna
Das Verfahren ist gar nicht so schwierig.
Es kommt auf folgende Punkte an:
1. Sauerstoffabschluss. Die Rinde im Topf muss möglichst gut vor luftzutritt geschützt sein, da sonst die Rinde und die Pyrolyseprodukte verbrennen.
2. Kühlung. Der Auffangbehälter muss kühl bleiben. In ihm kondensiert dein späteres Pech.
3. Ausreichend Material. Du brauchst so viel Rinde pro Topfvolumen wie geht. Also schön dicht stopfen. Ich habe einen Topf mit ca. 4L Volumen verwendet und etwa 150g Pech erhalten.
So gehts:
Der Auffangbehälter wird ebenerdig im Boden eingegraben. Der Boden kühlt den Behälter. Der Deckel des Topfes sollte gewölbt sein und in der Mitte ein Loch von ca 3mm Durchmesser haben. Topf und Deckel sollten zueinander passen damit alles dicht schließt. Alutöpfe schmelzen! Von der Rinde nimmt man nur das weiße papierartige Zeug. Man stopft es so dicht es geht hinein und macht den Deckel auf den Topf. Dann wird der Topf mit dem Deckel nach unten und dem Loch über dem Pechbehälter positioniert. Der Untergrund sollte so beschaffen sein, das der Deckel auf dem Behälter und gleichzeitig auf dem Boden aufliegt, damit da nichts wackelt. Wenn man es richtig dicht haben will schließt man die Naht zwischen Deckel und Topf mit etwas Lehm. Nun schichtet man ein Feuer um den Topf das ein wenig größer als ein normales Lagerfeuer ist. Es sollte in ca 45min runter brennen.
Nach etwa dieser Zeit entfernt man die restliche Glut und lässt den Topf abkühlen. Es sollte sich im Topf nur noch schwarze verkohlte Rinde befinden. Im Pechbehälter sollte sich eine schwarze dünnflussige Flüssigkeit gesammelt haben die stark nach Lösungsmittel riecht. Aus dieser wird das Pech gekocht.
Wenn du dies erreicht hast, hast du alles richtig gemacht.
Jetzt kommt der gefährliche Teil. Ich warne eindringlich davor, das in geschlossenen Räumen zu machen.
Die Flüssigkeit wird jetzt eingekocht. Das kann man am besten auf einer Herdplatte machen, nicht über Feuer, die die Flüssigkeit hochbrennbar ist. Campinggaskocher gehen, wenn man sehr sehr vorsichtig ist.
Die flüchtigen Stoffe verdampfen und das Zeug wird dicker. Möglichst das Einatmen der Dämpfe vermeiden, die sind giftig. Sie enthalten Terpentin und andere Aromaten.
Die Konsistenz der Masse lässt sich beim Einkochen mit einem Stöckchen begutachten an dem die Masse schnell abkühlt. Wichtig ist, die Konsistenz nur abgekühlt zu beurteilen, da die Masse im heißen Zustand flüssig ist. Erst kalt wird sie dick und klebrig. Die Masse wird später so heiß wie Frittenfett. Beim Eintauchen von Holz brutzelt es also.
Es darf kein Wasser hinein gelangen. Es würde das heiße Zeug urplötzlich aus dem Behälter spritzen und fiese Verbrennungen geben.
Sollte die Masse noch nicht ganz dick genug sein, kann man diese mit etwas reiner Asche (möglichst ohne Krümel) an dicken. Nicht zu viel, die Klebekraft leidet sonst.
Optimal ist, wenn das Zeug bei ca 20°C fest ist, durch Handwärme aber wie Knete wird.
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 13:19
von Erbschen
Hallo,
zu diesem Thema gibt es eine Diplomarbeit von Rolf Voß an der Humbolt Uni.
Dr. phil Rolf Voß ist heute Leiter des Regionalmuseums Neubrandenburg. Er führt das Pechsieden zu allen möglichen Anlässen durch, er hat es auf der Burg Stargard auch schon in einer Sandgefüllten Schubkarre gamacht. Wichtig ist der absolute Luftabschluss der beiden Gefäße, sonst fackelt das Zeug dazwischen ab.
Gruß Erbse
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 13:35
von Erbschen
habe noch mal schnell aus dem Manuskript des Buches "Mecklenburg-Strelitz Beiträge zur Geschichte einer Region" Bd. 2 folgende Abb. herausgesucht.
Nach diesem Verfahren macht Rolf das immer. Die Töpfe allerdings lässt er sich von seiner Frau töpfern. Es klappt bei ihm eigentlich fast immer.
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 13:56
von max2
Hallo,
Kogan geht es hier offenbar um das Ein-Topf- Verfahren, bei dem nur Rinde in einem dichten Gefäss erhitzt wird und so zu Teer verschwelt.
Aber Ahnung habe ich davon auch nicht. Es kommt wohl auf den richtigen Zeitpunkt an, zu dem man das Gefäss vom Feuer nimmt, sonst wird alles zu Asche.
Hier richtet man sich wohl nach der Nase. Es ist also mehr Erfahrung nötig als beim Verfahren mit 2 Töpfen.
Also probieren, und der Bast gibt keinen Teer, am ergiebigsten ist die dünne weisse Schicht.
Viel Glück
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 14:24
von Erbschen
Beim "Eintopfverfahren" wüsste ich jetzt nicht worin sich das Destilat sammeln und abkühlenn sollte, im Grunde genommen funktioniert das Ganze doch wie eine Destille. Sämtliche archäologischen Nachweise die ich kenne sind Töpfe mit einem Loch unten und die Gefäße mit Restteer sind kleinere mit geschlossenem Boden.
Gruß Erbse
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 23.03.2015, 14:26
von max2
https://www.youtube.com/watch?v=Nmn1w7AcxTA
Der Mann erscheint glaubwürdig, auf jeden Fall ist seine Ausbeute höher als bei mir mit 2 Töpfen.
Interessant wäre jetzt zu wissen, wie spröde das Pech im kalten zustand ist, es wirkt im Video ja warm schon recht fest.
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 27.03.2015, 22:54
von Kogan
hallo erstmal an alle!
vielen dank für die antworten/erfahrungsberichte!
@Galighenna: dein beitrag hat hat mir sehr viel weiter geholfen, als du denkst - damit kann ich arbeiten!
melde mich wieder mit den ergbnissen, dann auch mit fotos etc., -wird aber paar wochen dauern...
DANKE!
mit besten grüßen aus dem elbsandsein,
stefan
Re: Birkenpech - EinTopfVerfahren
Verfasst: 28.03.2015, 12:03
von Galighenna
Das freut mich

Ich wünsche dir viel Erfolg und viel Spaß beim Feuer machen.