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Befiederung aus Gänsefedern
Verfasst: 28.11.2003, 23:17
von geomar
Ja hallo erstnmal und Guten Tag, allerseits - ich bin neu hier... ;-)
...und hab vor zwei Wochen in einem Seminar einen Langbogen und ein paar Pfeile selber bauen dürfen - und bin seither infiziert.
Da ich mir neben meinen drei Seminarpfeilen noch ein paar weitere machen will, bin ich bei meinen zahlreichen Recherchen auf diese Seite gestossen (btw:
Tolles Forum) und hab in der letzten Zeit schon einiges erstöbert.
Da ich hier im Oldenburger Münsterland in der Region mit der höchsten Geflügelhalterdichte in ganz Europa wohne, habe ich heute mal ein paar Gänsefarmen abgeklappert, um die "Originalfederbeschaffungssituation" mal abzuklären.
Gleich beim ersten Bauern wurde ich fündig (alles "glückliche" und freilaufende Gänse) und der hat mir drei Kisten mit auf der Weide gefundenen Federn angeboten (da waren so um die 300 Stück drin), wollte aber für das Stück zunächst 10 cent haben. Nachdem ich ihm die Preise auf dem freien Markt (Trueflight) kurz erläutern habe, durfte ich "zur Probe" mal so 24 Federn mitnehmen (halb rechter, halb linker Flügel) und er meinte, wenn ich vorher kurz Bescheid gebe, legt er ein paar Flügel beim nächsten Schlachten zurück (pro Flügel sollen so ca. 10 gute Federn machbar sein), für die er dann auch nix haben will ("schmeiss ich eh wech")...
Soweit also die lange Vorrede, hier meine Fragen:
- Hat jemand eine gute Erklärung oder auch einzelne Tips zu Reinigung, Aufsplittung und Schleifen von Gänsefedern? Ich hab zwar einige vereinzelte Hinweise hier im Forum mit der Suchfunktion gefunden und auch das übrige Netz in den letzten Tagen ordentlich gescannt, aber so richtig befriedigt hat mich das noch nicht. Anzumerken ist vielleicht noch, das ich die Federn wickle und nicht klebe...(Ich bin mir durchaus im Klaren darüber, dass ich das irgendwann wohl wegen des Aufwandes ändern werde, aber zur Zeit bin ich noch auf dem Tripp, möglichst authentisch zu arbeiten...)
- Wenn ich das richtig recherchiert habe, gibt es auch noch keine abschliessende "Generalempfehlung" zum Thema "Färben"? Der Gänsebauer meinte, dass Textilfarben gut geeignet wären (hab ich hier auch schon gelesen), aber vielleicht gibt es ja doch bessere Erfahrungen.
- Ich habe ca. zur Hälfte rechte und linke Federn. Ich weiß ja, dass man die nicht mischen darf und weiss auch, wie man die Federn auf den Schäften ausrichtet (Drall), aber irgendwo hier im Forum gab es mal eine (leider zu kurze) Debatte über die unterschiedlichen Flugeinschaften von rechten bzw. linken Federn - das würde mich ja schon mal interessieren, damit ich dem Bauern sagen kann, welche Flügel ich brauchen tu...
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So, soweit erstmal
Willkommen!
Verfasst: 29.11.2003, 00:31
von Wittiko
Moin Geomar!
Authentisch arbeiten finde ich am schönsten überhaupt!
Allerdings mische ich manche Technologien, würde mich nicht schämen, einen Pfeil mit Steinspitze mit hautlleimgeklebten Federn zu benutzen.
Zum Thema Federn trennen und schleifen (was ich nicht gut hinbekommen habe) beschrieb ich neulich meine Vorgehensweise, allerdings im falschen Thread. Hier passt es wunderbar, auch wenn es kein Tip zum Aufsplitten und schleifen ist
:
... Vom hinteren Ende der Feder angefangen, ziehst du die eine Hälfte vom Kiel ab. Nicht in zu großem Winkel, sonst wird die Feder struppig. Wenn du den Dreh raus hast (geht schnell), bleibt der Kiel an einem Stück und du bekommst die Fahne (sagt man so?) mit einer dünnen, aber breiten Basis, wie eine Haut. Der Teil den man eigentlich haben will, ist so nicht so steiff, da ja der Teil des Kieles fehlt, dan man beim zerschneiden immer dran hat. So läßt sich die Feder für mich angenehmer ankleben. Die dünne Basis stabilisiert die Feder dabei genauso gut wie mit Kiel.
Ich bringe die Feder vor dem ankleben grob auf Maß, wenn der Hautleim trocken ist, schneide ich sie mit Hilfe einer Schablone aus Pappe mit der Schere in Form.
...
So sparst du dir trennen und schleifen (bzw. authentisch zurechtschneiden). Gereinigt habe ich sie mit einer milden Spülmittellösung.Zu 2 und 3 kann ich dir nichts berichten.
Viel Spass!
Verfasst: 29.11.2003, 00:52
von locksley
@geomar
Erstmal herzlich Willkommen hier bei uns. Dann versuch ich Dir auch gleich zu helfen.
Zu 1. Ich habe meine Gänsefedern einfach in der Badewanne mit heißem Wasser gereinigt, ohne Zusatz von Seife oder anderen Fettlösern um die natürliche Fettschicht der Federn nicht anzugreifen. Da da Ziehen der Federn aus den Flügeln ziemlich schwer geht, kannst du sie einfach mit der Zange abknipsen. Den Kiel mit einem scharfen Messer, z.B. Skalpell, teppichmesser oder ähnlichem mittig durchschneiden. Lieber nimmst Du über flüssiges Material später mit der Feile ab als zu nah am breiteren Teil der Feder. Die Feder dan in Form schneiden am besten mit Hilfe einer Schablone. So viel wie möglich vom Kiel abschneiden bzw. abschleifen, sowohl seitlich als auch in der Stärke. Dazu nimmst Du a, besten Di Klammer eines Befiederungsgerätes oder eine andere Lange Klammer zur Hilfe. Die Grannen der Feder in die Klammer spannen und den Kiel straff an die Klammer anlegen.
Du kannst die Federn trotz Wicklung kleben, die Wicklung diente zumindest bei den Engländern nur dazu die Pfeile über längere Zeiräume hin lagerfähig zu machen, da die Naturkleber der damaligen Zeit anfällig gegen
Mikroorganismen waren. War also nur als zusätzlich Sicherung gedacht. Nur die vordere Wicklung ist notwendig, um Verletzungen vorzubeugen wenn Du über den Handrücken schiesst.
Zu 2. Wie Du klar erkannt hast gibt es keine Generalempfehlung zum Thema färben. Textil- oder auch Ostereierfarben haben sich zumindest von der Wasserfestigkeit her bewährt sind aber lang nicht so farbintensiv wie die Farben der von Trueflight odr andern Herstellern, die halten sich aber sehr bedeckt. Da hilft nur eigenes Experimentieren oder die Federn einfach Weiß lassen.
Zu 3. Als einfache Faustregel zum Flugverhalten der unterschiedlichen Federn kannst Du rechtsgewundene für Rechtshandschützen und linksgewundene für Linkshandschützen nehmen. Diese Diskussion ist m. E. jedoch rein akademisch, da wenn alle anderen Parameter wie richtiges Lösen, richtiger Anker etc. deutlich mehr Einfluss auf das Flugverhalten und die Trefferlage haben als die Drehrichtung des Pfeils.
Ich hoffe ich konnte Dir weiterhelfen.
Dankeschön
Verfasst: 29.11.2003, 12:14
von geomar
Yo - danke euch beiden zunächst einmal, auch für das nette und freundliche "Willkommen"! :-)
Ich habe in der vergangenen Nacht auch schon so einiges rumprobiert und bin - denke ich - auf einem guten Weg...
Die Federn sind zwar im Vergleich mit Trueflight-Produkten chancenlos, aber darum geht es ja auch nicht... ;-)
Ein paar Tricks habe ich auch schon rausbekommen, die ich hier noch nicht gefunden habe - so eignet sich z.B. ein Rollcuttermesser hervorragend zum Schneiden und das Reinigen geht mit einer Mischung aus Seife und Essig recht gut (die Sache mit der Fettschicht muss ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen, bislang dachte ich eher an "nachfetten").
Falls Interess besteht, lasse ich Euch gerne an meinen weiteren "Forschungen" teilhaben. Zur Zeit denke ich darüber hinaus an eine bebilderte Anleitung für Anfänger - so eine gibt es zwar schon auf dieser Seite, aber ehrlich gesagt, konnte ich mit dieser ansonten recht guten und schön bebilderten Anleitung nicht so sehr viel anfangen, da mir einige grundsätzliche Dinge schlicht fehlten (Vor allem für Totalanfänger)...
Schönes Wochenende...
danke auch von mir
Verfasst: 29.11.2003, 13:15
von Archiv
Willkommen
Super !
Eine einfache Zusammenfassung des wesentlichen :anbet
Das erspart einem etwas Zusammensuchen im Forum.
Da ich auch ein Anfänger bin ist das aus meiner Sicht schon Hilfreich.
Ich bevorzuge auch die traditionelle Bauweise, nur ich gebe zu das das beim Styling rüberkommen soll ,das ich etwas mogle sieht ja nu niemand und da die Pfeile eh meine sind ist mir das auch nicht soo dramatisch wichtig. Bei den Pfeilspitzen aus Messing (gekaufte Schraubspitze) und den Kleber (UHU-hart) für die Federn "schummle" ich nämlich schon.
Sich mal outet. Auf der anderen Seite werd ich das natürlich aus Neugier bei zeiten mal Probieren mit Knochenleim und geschmiedeten Spitzen zu experimentieren,aber eins nach dem anderen.
Federn
Verfasst: 29.11.2003, 14:33
von shewolf
Hallo geomar, willkommen im FC! Rollcuttermesser ist gut, ich nehme auch gerne ein Skalpell (Martor mit gerader Klinge) oder ein Teppichmesser.
Waschen der Federn: feinstes Wollwaschmittel (wie für Angorapullover) oder Babyschampoo entfettet nicht und der Gänsepooh geht gut ab.
Zum glattschleifen der Kiele klemme ich die Feder in meine Klammer vom Arten-Befiederungsgerät und ziehe den Kiel dann über 400er Silikonschleifpapier. Oder: klemm die Feder zwischen zwei Holzeisstiele (oder dünne Brettchen) für mehr Halt, dann kann man den Kiel auch gut schleifen.
Verfasst: 29.11.2003, 14:41
von geomar
Oki, das mit der Anleitung nehm ich mal in Angriff - da brauch ich im Prinzip ja nur das dokumentieren, was ich grade mache - wird aber einige Zeit dauern, da ich bis zu den Semesterferien Mitte Januar ordentlich eingespannt bin... ;-)
Bevor ich allerdings hier noch als Dogmatiker rüberkomme - natürlich gibt es jede Menge einzugehnde Kompromisse - zum Beispiel bei den Spitzen. Bei unserem Seminar wurden einfache Stahlspitzen zum Kleben verteilt.
Da ich die relativ hohen Kosten für einen Konuspitzer zunächst noch vermeiden möchte, habe ich nun Messingspitzen zum Schrauben bestellt...
Das mit dem Wicklen der Federn habe ich halt auf dem Seminar so gelernt (Schusterzwirn, ordentlich Bienenwachs drauf und dann los). Ich fand - und finde die Methode zur Zeit einfach so schön herrlich entspannend, man kann die Federn wunderbar nach Belieben auf dem Schaft ausrichten und es sieht einfach schick aus. Irgendwann werde ich mir wohl auch ein Befiederungsgerät bauen (Anleitungen hat´s ja doch schon einige...), aber derzeit macht es halt so noch Spass...
noch ein paar Links
Verfasst: 01.12.2003, 10:00
von york
ich bereite meine ganzen Federn (Gans & Wild Turky) nach der Anleitung von
www.stickbow.com vor. Statt der Rasierklinge nehme ich allerdings ein 9mm Cuttermesser.
http://www.stickbow.com/FEATURES/ARROWMAKING/TURKEY.cfm
zum Thema Kielschleifen findest du unter
http://www.primitivearcher.com/articles/arr-feat.html
gute Tipps.
Meine Gänsefedern:
Wow danke!
Verfasst: 01.12.2003, 17:48
von geomar
Danke York,
so eine Lehre wie die untere hab ich mir mittlerweile auch gebaut, aber nun habe ich ein paar Verbesserungstipps, die ich in den nächsten Tagen mal in Version 2.0 umsetzen werde.
Vielen Dank nochmal...
Ferden waschen
Verfasst: 01.12.2003, 21:10
von Robin Hut
Hab mir über das Reinigen von gänsefedern auch schon mal Gedanken gemacht und bin auf diese Seite gekommen.
http://www.primitivearcher.com/articles/cleaning.html
Das ist ziemlich authentisch bis auf die Zeder die bei uns leider so nicht wächst aber vielleicht lässt sich so ein Sud auch aus Kiefern herstellen.
Verfasst: 02.12.2003, 09:50
von geomar
Hallo Robin,
diesen Artikel hatte ich - angeregt durch den Hinweis von York - gestern abend auch gelesen.
Die Reinigung mit Seife - oder besser Babyshampoo - wurde ja auch hier bereits erwähnt und klappt auch ganz gut. Ich selbst habe die Federn in einem Gänsebräter sogar eine halbe Stunde köcheln lassen, da die gesuchten Gänsefedern doch arg verdreckt waren.
Für das Desinfizieren und Rückfetten wird allerdings ein Kieferntee eher nicht funktionieren, da Kiefer - wie auch Fichte und Tanne - vergleichsweise wenig Öl enthält.
Ich werde es mal mit Wacholder, Zypresse oder Lebensbaum probieren (solche Teile stehen ja mittlerweile in jedem Neubaugebiet zu hauff...) und wenn man der Uni Freiburg glauben darf, gehören die bei den Nadelhölzern zur selben Unterklasse, wie die Zeder...
Ausserdem werde ich am Wocheende mal unseren Gartenbaubetrieb vor Ort anfahren und fragen, ob die nicht ein paar Äste von einer Zeder für mich haben...
Man kann natürlich auch im Natruladen ein Fläschchen mit Zedernöl besorgen, dann wird´s aber wieder teuerer... (ca. 10 Euro)
Verfasst: 02.12.2003, 10:33
von Uli
Versuch es mal mit Olivenöl.
RE:
Verfasst: 04.12.2003, 12:18
von geomar
Original geschrieben von Uli
Versuch es mal mit Olivenöl.
Hm - wenn ich den Artikel bei
primitivearcher richtig verstanden habe, dann geht es bei dem Zedernsud vor allem auch um die "desinfektion" - sprich Behandlung gebgen Schädlinge wie Milben...
Olivenöl dient ja nur zur Rückfettung
(und da habe ich gestern bei den ersten Tests wohl etws zu großzüg rückgefettet) - das muss ich noch weiter ausprobieren... ;-)
Morgen krieg ich erstmal 10 linke Flügel, dann sollte wieder genug Material zum probieren da sein...
Verfasst: 04.12.2003, 12:33
von kra
Zum Abtöten von Ungeziefer kommen bei mir die Federn in eine Plastiktüte, gut zubinden und dann für mehrere Wochen in die Tiefkühltruhe. Zumindest Milben u.ä., die die Federn auffressen können, haben so keine Chance
Verfasst: 04.12.2003, 17:27
von Nacanina
@Geomar:
Der einfachere Weg ist natürlich:
nimm die Federn so, wie sie sind, ungewaschen.
Mache ich auch.
Nach einem Tag schießen, sehen die gereinigten Federn genau so aus, wie die ungereinigten.
;-)