Fletchers-Corner

Sodele, dann will ich mich nachträglich einreihen...

Ins Auge gefasst hatte ich bereits im Herbst einen Robiniensapling, der als Ästchen aus einem ehemals dicken Stamm herauswuchs. Urlaubsbedingt konnte der nicht pünktlich zum 1.1. fallen, aber heute war´s dann soweit. Natürlich musste der mitten im dicksten Brombeergestrüpp ´rumstehen *grummel* Die kleinen Ekeldornen hatte ich anschließend alle im Hosenbein... Folgerichtig plumste der Sapling auch glatt in die Ranken... Der Reststumpf und natürlich Rinde/Frucht/Knospe als Beweis. Das ist er, das gute Stück, samt verwendetem Werkzeug, einer Klappsäge. Derzeitige Länge noch etwas über 2 Meter, aber da sind noch ein paar knorrige Stellen (frühere überwachsene Verletzungen) drin, die machen die Angelegenheit etwas spannend. Fotos dazu gibt´s frühestens morgen, wenn er ausgezogen ist und ich mir die genauer anschauen kann. Die Stirnseite hab ich mir erst später angeschaut... vielleicht ein Fehler, denn von "Kernholz" hat das gute Stück noch nicht allzu viel gehört. Mal schauen, ob man aus dem überwiegenden Splint was im Schnelltrocknungsverfahren hinbekommt. Vorerst ruht er in der kühlen Garage, morgen früh geht´s dann weiter.

Bendeigid

P.S.: Der Transport erfolgte mit dem Fahrrad; auch eine echte Erfahrung in dem Matsch.
Und dann bin ich auch noch an einem blühenden Rapsfeld vorbeigefahren... Seid ihr sicher, dass man im Frühling Bäume erntet?

Willkommen im Tunier, bin schon gespannt wie sich die Robinie beim Schnelltrocknen verhält. Robinie kann ja etwas zickig sein.
Gruß Thomas

Das fürchte ich auch, aber das ist ja u.a. der Reiz bei Sapturnier: Wenn´s schiefgeht hat´s hoffentlich doch Spass gemacht, und man lernt draus. Vielleicht sogar lernen andere dann was, z.B. was man definitiv nicht machen sollte . Da bestehen bei mir sicher große Chancen. Immerhin soll es mein dritter Bogen werden...
Wie schon gesagt, ich hoffe mal, das mit dem dicken Ende war nicht prophetisch...
Ich lass mich mal überraschen

Bendeigid

Ich würde auf jeden Fall so breit und so flach wie möglich bauen. Robinie knittert eh gerne und dann noch fast nur Splint.
Das wird auf jeden Fall spannend.

Grüße

Jörg

So, nachdem ich dann heute angefangen habe, mit dem Beil die Form grob rauszuhauen habe ich schnell entnervt aufgegeben. Irgendwie sah das bei Adamusminor im Video viel einfacher aus.
Kurzentschlossen habe ich dann beschlossen, den Sap zu spalten, um nicht alles so runterschnitzen zu müssen. Einen passenden Griff werde ich dann aufkleben. Mal schauen, ob das dann noch in der Traditionellen Klasse landen darf; das Holz dazu werde ich natürlich auch noch frisch suchen ("Sap"), mir kommt da Pflaume in den Sinn.
So, der Spaltversuch im Detail: Ging schön langsam und vorsichtig, Allerdings kam auch sofort am dünnen Ende der Drehwuchs zum Vorschein... Am Ende waren es aber zwei nette Stücke, das eine natürlich durch die Axtversuche vom Anfang unbrauchbar, aber das zweite (gewünschte ist heil und schick. Drehwuchs natürlich, leicht reflex, zur Zeit 190 cm lang. Mit einem Spachtel wurde dann die Rinde runtergeschabt.
Wie Illmarinen schon anmerkte, Flachbogen ist geplant, Zuggewicht um 40# wär´ schön.
Eh´ ich´s vergesse: verwendetes Werkzeug bisher (neben Säge) Handbeil, Keile, Gummihammer und stumpfer Spachtel (für die Rinde), dazu noch Ziehmesser und Ziehklinge (nicht im Bild). Mit letzteren habe ich ganz grob mal die Spaltseite geglättet, damit es eine einheitlichere Trocknungsfläche gibt. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dann beim Einschmieren der Fläche mit Holzleim keine Splitter einzufangen. Hat geklappt
Jetzt ruht der Rohling erstmal eingespannt und mit Holzleim versiegelt, vor allem die Stirnseiten, in der Garage. In der frohen Hoffnung, dass er sich jetzt nicht zu sehr weiterverzieht und vor allem nicht reisst bleibt er erstmal ein paar Tage im Korsett und darf vortrocknen.
Frage: War das sinnvoll, die offene Fläche einzuleimen? Habe ich nicht sehr gründlich gemacht, aber den Markkanal schon, Ich hoffe, dass er dann nicht zu flott trocknet und dann möglicherweise reisst. War halt so eine Idee...
Gibt´s da schon Erfahrungen?
Bendeigid

Bendeigid hat geschrieben:..Irgendwie sah das bei Adamusminor im Video viel einfacher aus...
Frage: War das sinnvoll, die offene Fläche einzuleimen?

Hi Bendeigid,

Du hast ja auch keinen Hasel bearbeitet.. Robinie ist sauhart

Bendeigid hat geschrieben:..Frage: War das sinnvoll, die offene Fläche einzuleimen?

Fadeouts und Stirnflächen ja..den ganzen Bauch eher nicht... so geht die ganze Feuchtigkeit über den Rücken raus und Du fängst dir da risse ein.. Die können ziemlich weit reingehn. Ausserdem willste den ja auch trocken kriegen in der Zeit
Das mit dem Spalten find ich eigentlich ne gute Idee.. da Dir der Griff bestimmt gerissen wäre bis ins Mark.. ist mir zumindest schon passiert bei nem Robinienast. Kannst doch eigentlich auch ein stück von der abgespaltenen Hälfte aufleimen ?!

viel Erfolg
Norm

Weiter ging´s:

Vor ein paar Tagen habe ich den Rohling weiter runtergeschnitzt, dabei die Seiten begradigt und die grobe Form rausgeholt.
Da Robiniensplint ja etwas knitteranfällig sein soll (ist mein erster!) wollte ich halt so breit wie möglich und flach bauen. Der dünne Ast gibt mir da auch aufgrund seiner Krümmung die maximale Breite vor, die ich auch versucht habe auszunutzen.
Der Griff ist dabei wie zu erwarten etwas zu klein; der wird also irgendwas aufgeleimt bekommen, damit meine großen Hände auch was anzufassen haben. So sieht der Bogen jetzt auf der Rückenseite aus: Von der Seite sieht man den nicht ganz gleichmäßigen leichten Reflex. Während des Runterschnitzens hatte ich im Mark schönen Gammel gefunden. Das bröselte einfach so weg. Inzwischen ist es etwas weiter heruntergearbeitet, dadurch fiel das alles raus. Der Bogen ist nach der Schnitzerei vor fünf Tagen dann aus der Garage in den unbeheizten, aber ziemlich trockenen Dachboden umgezogen. Der Wasserverlust ging von 922g auf 846g in den Tagen, gestern durfte er dann in den (auch unbeheizten, aber doch wärmeren) Keller umziehen. Entweder hat meine Waage ein Problem, oder die heute angezeigten 476g stimmen. Das wäre ein gehöriger Wasserverlust im Schnellverfahren. Ich habe es nicht nachgemessen, aber ein leichtes Verziehen der angepeilten Sehnenlage meine ich zu bemerken. Risse sind trotz des evtl. darmatischen Schnelltrocknens nicht zu finden. Mal schauen, was er heute abend sagt, dann würde ich mal mit Tillern anfangen. Biegen tut er sich im Bodentiller nur sehr wenig... (war auch vorsichtig). Vor allem an den äußeren Wurfarmen ist er noch zu dick.

Bendeigid, windeseilig

Nix Markgammel, das ist der ganz normale Markkanal von Robinie

Solange er noch so viel Feuchtigkeit pro Nacht verliert wäre ich sehr vorsichtig mit tillern, da Du Dir sonst schnell Set einhandelst.

Grüße

Jörg

Eine neue Batterie in der Waage wirkt Wunder

Also, gestern abend nochmal nachgemessen (es hat keine Ruhe gelassen): 816 g
Soeben erneut gemessen: 808 g, also alles im grünen Bereich. Etwas Wasser verliert er also noch, dann darf er wohl noch ein paar Tage im Keller verbringen. Das mit dem leichten verziehen ist allerdings wohl da, also werde ich ihn dann mal richten. Ob mit Dampf (noch nie gemacht) oder mit Heissluftpistole (auch nur bei Pfeilen) muss ich noch entscheiden, je nachdem wie viel die Sehnenlage abweicht. Nachgeprüft habe ich das jetzt noch nicht.

Bendeigid

Ich war fleissig

Nachdem der Rohling noch einige Tage im Keller war und praktisch keinen Wasserverlust mehr hatte, habe ich ihn vor ein paar Tagen mal versucht zu dämpfen. Der Erfolg war, so meine ich, nur mäßig. Vermutlich war ich viel zu vorsichtig beim Biegen, und er war auch u.U. zu kurz im Dampf (Griffdicke ca. 3cm, 30min Dampf). Seht selbst: Ab in den Dampf.. Und dann eingespannt. So sieht dann die neue Lage aus: Unter befriedigend verstehe ich was anderes... Naja,
Jedenfalls hat mich diese Abweichung nicht davon abgehalten, noch ein wenig ins Tillern vorzustoßen. Wahrscheinlich viel zu übermütig, aber ich werde in den kommenden beiden Wochen nicht viele Zeitfenster für den Bogen haben, daher... So, das sieht (neben dem erneuten Dämpfen) ja schon richtig .... mies aus.
Im Griff biegt er sich fröhlich mit (spürt man jedenfalls). Bei den 10" habe ich mal die Zugwaage angehängt, die meinte knapp über 30# . Das würde mir gefallen, denn angepeilt ist ein Bogen bei ca. 40# +. Ob das mit dem geht werde ich sehen.

Am reflexen Wurfarm gibt es eine dünne Stelle (von Griff aus kurz vor dem Reflex), die mir etwas Sorgen macht. Viel Holz ist da nicht mehr: Außerdem findet sich ein kleiner Riss in Tipnähe des anderen Arms. Der Riss geht recht tief, und am Rücken kann man erahnen, wo der hinläuft (Astumwachsung? Verletzung?), Wie tief der jetzt wirklich geht weiß ich nicht. Bendeigid, zu schnell, und folglich mit Problemen

Mit einem Kopf nicht zu erschütteln, wie man bei uns so schön sagt.

Der Griff ist genau so dick wie der Rest des Bogens aber schmaler. Wo wird folglich die Biegung stattfinden?
Wolltest Du nicht was aufleimen?
Beim Dämpfen musst Du Dir nur etwas mehr Zeit nehmen und mehr überdrücken, machs vor dem Aufleimen des Griffholzes.
Und dann tiller mal in Ruhe, wird schon werden.

Den Riss am Tipp würde ich etwas rausarbeiten und dann Epoxy einföhnen. Da biegt ja nichts mehr, also kein Problem.

Du solltest vor allem schauen, dass sich der Reflex im linken WA anfängt mit zu biegen. Damit entlastest Du auch die dünne Stelle davor.

Ich würde jetzt auch als erstes die Sehnenlage richten. Auf 2,5cm Breite runterarbeiten und dann mindestens 45 Minuten im Dampf lassen. Wenn sich trotzdem nichts biegen lässt, kannst Du immer noch einen Keil einleimen und dann den Griff aufsetzen.

Erst danach würde ich weitertillern, weil sonst immer der Griff mitbiegt.

Viel Erfolg weiterhin.

Grüße

Jörg

War leider ein paar Tage nicht online, daher erst jetzt die Antwort:

Da es keinen prinzipiellen Widerspruch zur Dämpfungsmethode bei Robiniensplint gab geh ich mal davon aus, dass ich schlicht zu vorsichtig beim biegen und evtl. mit der Zeit war. Das wird also korrigiert, vermutl. morgen.
Es ist im Prinzip das erste Mal mit Dampf biegen, daher...

Das mit dem Keil wäre zwar eine Möglichkeit, aufgrund mangelnder Erfahrung und einem zunehmenden Zeitproblem würde ich das zwar wagen, aber dann sicherlich aus dem Turnier wegen Zeit rausfliegen. Nur wenn das Dämpfen nicht klappt.

Der Griff muss aber sicher geklebt werden; das stünde dann im Anschluss an. Aber das schaff´ ich schon, immerhin ist hier bei Köln in ein paar Tagen sowieso niemand mehr bei der Arbeit, dann hab ich ja Zeit

Überhaupt werde ich wohl Karneval als "Hauptarbeitszeit" am Bogen nutzen (können).

Bendeigid

P.S.: Grats nachträglich zum Geburtstag, Jörg!

Sieht ja schon besser aus, ganz in der Griffmitte muss die Sehne ja eh nicht sein, kann etwas in Richtung Pfeilauflage sein. Wenn du 1 cm korrigieren willst musst du da. 2 cm biegen - wie schon gesagt etwas überbiegen. 1 Stunde den Griffbereich ins Dampfbad sollte genügen. Zum Tiller mir scheinen beide WA ab Mitte noch zu steif, biegt in Griffnähe mehr.

Gruß Thomas