Aus gegebenem Anlaß stelle ich folgende Frage in den Raum:
Gibt es praktische Erfahrungen hinsichtlich der Bruchfestigkeit von Holzschäften, die mit Schaftdornspitzen bestückt sind gegenüber solchen mit Tüllenspitzen ?
Dabei ist es gleichgültig, ob sich diese Erfahrungen auf moderne Ausführungen oder Replikate stützen, ob die Spitzen aufgeklebt, aufgedreht, aufgeschraubt, eingeklebt, eingesteckt oder in sonstiger Weise befestigt wurden.
Ebenso ist die kulturhistorische Verortung der Pfeile irrelevant.
Gefragt sind praktische Erfahrungen, keine theoretischen Erwägungen.
Danke und Gruß
Ralph
Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
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"Timur spricht:
Was ? Ihr missbilliget den kräftigen Sturm
Des Übermuts, verlogne Pfaffen!
Hätt' Allah mich bestimmt zum Wurm,
So hätt' er mich als Wurm geschaffen." - Goethe, West-östlicher Diwan, Buch Timur
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- captainplanet
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Re: Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
Ein Pfeil bricht hinter der Spitze, wenn die Spitze durch ein Hindernis seitlich abgelenkt wird während der Schaft geradeaus weiterfliegen möchte (Trägheitsprinzip). Die Spitze selbst ist steif und biegt sich (fast) nicht. Je länger der steife Bereich der Spitze ist, desto geringer ist der auftretende Biegeradius im Vorschaft und desto kleiner auch die Bruchwahrscheinlichkeit. Deshalb sind Spitzen mit langem Dorn etwas im Vorteil.
Man kann auch an anderen Schrauben drehen, um Pfeile bruchfester zu machen: Je schwerer ein Pfeil, desto weniger bruchanfällig ist er (weil langsamer). Vorschäfte aus Hartholz wirken Wunder. Und Spitzen aus weichem Material (z.B. Messing) können sich bei Steintreffern besser verformen und so etwas Energie aufnehmen.
Ich verwende Dornspitzen nur auf Bambusschäften. Damit ist keine echte Vergelichbarkeit zu meinen Holzpfeilen vorhanden, aber ich kann mich nur an einen einzigen Bambuspfeil erinnern der mir hinter der Spitze gebrochen ist während es bei Holzpfeilen relativ oft vorkommt.
Man kann auch an anderen Schrauben drehen, um Pfeile bruchfester zu machen: Je schwerer ein Pfeil, desto weniger bruchanfällig ist er (weil langsamer). Vorschäfte aus Hartholz wirken Wunder. Und Spitzen aus weichem Material (z.B. Messing) können sich bei Steintreffern besser verformen und so etwas Energie aufnehmen.
Ich verwende Dornspitzen nur auf Bambusschäften. Damit ist keine echte Vergelichbarkeit zu meinen Holzpfeilen vorhanden, aber ich kann mich nur an einen einzigen Bambuspfeil erinnern der mir hinter der Spitze gebrochen ist während es bei Holzpfeilen relativ oft vorkommt.
Bester Rindengrapscher von FC!!!
- Heidjer
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Re: Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
Es kommt auf die Schäfte an.
Bei Schäften aus Schösslingen (oder Bambus) wo der Dorn im Markkanal ist, gibt es weniger Spitzenbruch, der Schaft ist halt durch den Dorn kaum geschwächt.
Wird eine Dornspitze auf einen Vollholz Schaft montiert, egal ob durch Bohren oder Einbrennen gibt es mindestens genauso oft, wenn nicht sogar öfter, Spitzenbruch wie bei Tüllenspitzen.
Der Festigkeitsunterschied zwischen einer Spitze und dem Pfeilschaft ist bei beiden Bauformen recht groß, gibt es eine "schräge" Belastung auf die Spitze, bricht der Pfeilschaft an der schwächsten Stelle wo die meiste Masse noch drückt und das ist fast immer der Punkt genau am Ende der Spitze. Dabei ist es egal ob die Spitze im Schaft endet oder der Schaft in der Spitze.
Ich verwende Spitzen mit Dorn nur noch bei Bambusschäften, bei anderen Schäften steht der Mehraufwand der Montage in keinen Verhältnis zur Haltbarkeit.
Gruß Dirk
Bei Schäften aus Schösslingen (oder Bambus) wo der Dorn im Markkanal ist, gibt es weniger Spitzenbruch, der Schaft ist halt durch den Dorn kaum geschwächt.
Wird eine Dornspitze auf einen Vollholz Schaft montiert, egal ob durch Bohren oder Einbrennen gibt es mindestens genauso oft, wenn nicht sogar öfter, Spitzenbruch wie bei Tüllenspitzen.
Der Festigkeitsunterschied zwischen einer Spitze und dem Pfeilschaft ist bei beiden Bauformen recht groß, gibt es eine "schräge" Belastung auf die Spitze, bricht der Pfeilschaft an der schwächsten Stelle wo die meiste Masse noch drückt und das ist fast immer der Punkt genau am Ende der Spitze. Dabei ist es egal ob die Spitze im Schaft endet oder der Schaft in der Spitze.
Ich verwende Spitzen mit Dorn nur noch bei Bambusschäften, bei anderen Schäften steht der Mehraufwand der Montage in keinen Verhältnis zur Haltbarkeit.
Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.
Re: Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
Danke.
Ralph
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- Snake-Jo
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Re: Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
Es gibt noch einen weiteren Aspekt:
Bei geradem Aufschlag im Winkel von 90 ° wird die Spitze (egal welche) vom Hindernis gestoppt und der Schaft schiebt aufgrund seiner Masse weiter über die Spitze.
1. Bei der Tülle wird der Schaft weiter in die Tülle gepresst. In der Regel ist dort aber Dead-End und es passiert erstmal nichts.
2. Bei Schaftdorn schiebt es den Schaft auf den Spitzenansatz und in der Regel wird der Schaft dann dort zerrissen.
Abhilfe beim Schaftdorn: Den Dorn im hohlen Schaft fest verkleben und den Ansatz wickeln. Somit wird das Aufspalten verhindert oder gemindert.
Die Abbildung zeigt eine geschmiedete 3-Flügel-Spitze mit Schaftdorn, Sehnenwicklung und Verklebung mit Hautleim. Der Aufprall ist nahezu rechtwinklig in eine Fichtenholzbohle bei einem Bogen mit 50 lb Zuggewicht. Die Wicklung wurde etwas zerrissen, der Pfeil war danach noch brauchbar.
Bei geradem Aufschlag im Winkel von 90 ° wird die Spitze (egal welche) vom Hindernis gestoppt und der Schaft schiebt aufgrund seiner Masse weiter über die Spitze.
1. Bei der Tülle wird der Schaft weiter in die Tülle gepresst. In der Regel ist dort aber Dead-End und es passiert erstmal nichts.
2. Bei Schaftdorn schiebt es den Schaft auf den Spitzenansatz und in der Regel wird der Schaft dann dort zerrissen.
Abhilfe beim Schaftdorn: Den Dorn im hohlen Schaft fest verkleben und den Ansatz wickeln. Somit wird das Aufspalten verhindert oder gemindert.
Die Abbildung zeigt eine geschmiedete 3-Flügel-Spitze mit Schaftdorn, Sehnenwicklung und Verklebung mit Hautleim. Der Aufprall ist nahezu rechtwinklig in eine Fichtenholzbohle bei einem Bogen mit 50 lb Zuggewicht. Die Wicklung wurde etwas zerrissen, der Pfeil war danach noch brauchbar.
- Coal
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Re: Bruchfrage - Schaftdorn vs. Tülle
Meine praktischen Erfahrungen sprechen ebenfalls für eine Tüllenspitze und die Begründung
seh ich ebenso wie Snake Jo
seh ich ebenso wie Snake Jo
Wer nur einen Hammer hat, für den schaut jedes Problem aus wie ein Nagel.