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historischer Bogenköcher

Verfasst: 08.11.2005, 18:49
von hope65
Eigentlich hat es an dieser Stelle nix zu suchen, aber ich möchte meinen Frust dennoch hier mit einflechten:
Gestern habe ich nach über 3 Monaten Wartezeit einen simplen Lederköcher von "Spezialisten" (meine Freundin wollte hat sie auf einem MA-Markt kennengelernt und wollte mir damit ein überraschendes Geburtstagsgeschenk im September!!! machen) bekommen, den ich nun postwendend zurückgeschickt habe, weil er anders als erwartet handwerklich dilettantisch ankam. ;D ;D ;D

Das hat mich nun dazu bewogen, selbst eventuell einen historischen Köcher zu bauen.
(**)
Da ich über solche Bogenköcher gelesen habe, dass man die Spitzen nach oben im Köcher hatte und dieser deshalb unten breiter als oben an der Öffnung war, rätsel ich nun, wie man die Pfeile ohne die Federn "entgegen dem Strich" wieder in den Köcher zurückbeförderte. Mußte man dazu die Pfeile ganz eng zusammendrücken und dann in den Köcher schieben? Hat man da nicht unweigerlich ungebogene Grane?

Wer hat Erfahrung mit historischen Bogenköcher?

hey !

Verfasst: 08.11.2005, 18:52
von jaberwok
Du hast doch hoffentlich Fotos gemacht bevor Du das 'diletantische machwerk' zurückgeschickt hast - oder ?

Hätte mich mal interessiert..

Verfasst: 08.11.2005, 19:22
von hugin
hallo von wo und wann soll denn das historische vorbild sein? das würde mich echt interessieren.

Verfasst: 08.11.2005, 22:33
von HolunderWunder
moin moin.

hm, pfeile mit den federn nach unten im köcher? scheint mir nur auf den ersten blick sinn zu machen. denn der einzige nachvollziehbare grund für diese art köcher bzw. pfeilaufbewarung wäre ja der regenschutz. aber wenn der köcher oben nicht komplett geschlossen ist macht das ja auf dauer auch keinen sinn, da das wasser dann eben an den schäften runter läuft und die federn "nass macht" ... und die spitzen nach oben haben ja auch nur nachteile: verletzungsgefahr beim "ergreifen" und zeitverlust beim auflegen (da man den pfeil ja erst mal wenden muss, um ihn richtig rum einnocken zu können). so gesehen würde mich das schon auch brennend interessieren, wer sich sowas hat einfallen lassen ...

gruss,
thilo

Verfasst: 08.11.2005, 23:11
von geomar
"Spitze nach oben" kenn ich bisher lediglich von Armbrustbolzenköchern...

Kannste mal deine Quellen benennen, dann kann man zumindest Zeit und Region eingrenzen...

RE:

Verfasst: 09.11.2005, 00:24
von Netzwanze
Original geschrieben von geomar
"Spitze nach oben" kenn ich bisher lediglich von Armbrustbolzenköchern...
...und von mongolischen Reiterköchern. Auch dort findet man diese Köcherform. Europäische Köcher (ok, das wurde hier nicht eingegrenzt) kenne ich aber nicht in dieser Bauform.

RE:

Verfasst: 09.11.2005, 10:22
von Netzwanze
Original geschrieben von hugin

hast du ein bild von so einem Reiterköcher der Mongolen. ich kenn die aus meinen Büchern nur mit federn nach oben wie auf meinem Foto
Gerne: Schau mal bei ARARN rein.
Sind aber nicht rein mongolisch. Das liegt auch daran, daß es viele Vermischungen gibt. Die Mongolei war früher auch viel größer und liegt heute auch zu großen Teilen in China.

Quelle von hist. Köchern

Verfasst: 09.11.2005, 10:35
von hope65
Als Quelle dient hier zum Beispiel das Buch über die Merowinger (5.-8. Jhr), das es bei Karfunkel gibt.
Hier wurden unter anderem auch von Gräberfunden und Bildern berichtet, die in westlichen, also germanischen Gebieten solche Köcher beschrieben. Ebenso von Grabbeilagen, bei denen Pfeile nach oben gerichtet lagen (der lederne Köcher ist natürlich bereits verwittert).

Bilder von dem mißratenen Köcher habe ich Mangels Digifoto nicht machen können, aus Ärger wollte ich dieses Teil so schnell wie möglich loswerden!

Verfasst: 09.11.2005, 11:36
von Niels
Diese Köcherform (unten breit und oben schmaler zulaufend) gab es bei den Ungarn der Landnahmezeit (10 Jhdt.) auch. Es wurden zwar keine vollständigen Köcher gefunden, aber Teile des Eisengerüsts und Hornplatten, die auf diese Form schließen lassen.

Zur eigentlichen Frage. Mit wurde mal erklärt, das Versenken der Pfeile mit den Federn nach unten, funktioniere recht gut, wenn man die Feder vor dem Reinstecken locker in einen Stofflappen einschlägt (natürlich ohne zubinden oder dgl, damit man die Pfeile hinterher trotzdem einzeln ziehen kann). Das soll die Federn ganz gut schonen. An das Stoffstück gehört eine lange Schnur, die aus dem Köcher heraushängt oder im oberen Bereich befestigt wird. An dieser Schnur kann man den Stoff dann wieder rausziehen, wenn der Köcher leer ist.

Mein ungarischer Köcher ist leider noch nicht fertig, so dass ich eigene Erfahrungen mit dieser Methode noch nicht habe.

spitzen nach oben

Verfasst: 09.11.2005, 12:51
von mikea319
solche Köcher sind in einem Buch beschrieben, dass sich mit den Bögen der Merowingerzeit befasst.
Den Titel habe ich im Moment leider nicht im Kopf :o .

Gruß

Michael

Verfasst: 09.11.2005, 20:34
von michael leva
ähhhh... vielleicht check ichs ja nicht, aber wozu soll das denn gut sein, dass die spitzen *aua* nach oben rausschauen - wie holli bereits (wie nicht anders von ihm erwartet) ketzerisch bemerkt hat, würde es in einen oben offenen Köcher reinregnen, mmh, grübel.. klar, wenn nicht die Klappe geschlossen ist.. Ok, soweit habe ich die Zeichnungen bei Atarn kapiert..

mit broadheads sieht das entnehmen der pfeile aber doch gleich wieder einen tick anders aus, oder? sicher haben mongolen und andere nomadenvölker nicht unsere zahmen feldspitzen geschossen *gähn*

außerdem: so richtig schnell ziehen, nocken, spannen und lösen kann man so wohl nicht, zumindest fehlt mir die eingebung dazu, wie das flüssig funzen soll.. aber ich lasse mich gerne belehren :anbet

Verfasst: 09.11.2005, 21:13
von sundancewoman
Hier ein paar Bilder über Ausrüstung aus der ung. landnahmezeit, aus meinen ung. Bücher kopiert. Pfeilköcher, Bereitschaft-Bogenköcher, Säbel, vieles wurde noch am Gurt getragen. Bild
Bild Bild

Der oben erwähnter Bereitschaftsköcher.
Ich denke, historisch genug.

Grüßt: Sundancewoman

Verfasst: 09.11.2005, 21:34
von Rainur
Ich habe eine Beschreibung solcher Köcher in dem Buch 'Pfeil und Bogen zur Merowingerzeit' von Holger Riesch gefunden. Dort wurde zum einen ein alamannischer Holzköcher beschrieben. Die Öffnung war auf der Außenseite nach unten gezogen, so dass die Pfeile unterhalb der Spitzen gegriffen werden konnten. Zum Verschluß nach oben gab es einen Lederdeckel. Dort wurde die Vermutung geäußert, das der Köcher möglicherweise von unten befüllt werden konnte.
Auch die Awaren hatten wohl ähnlich geformte Köcher, allerdings aus Leder.
Für das spätere Mittelalter gibt es wohl auch einzelne Bilddarstellungen, die sich in solcher Weise deuten lassen.
Allerdings muß ich sagen, das ich einen solchen Köcher auch für recht unpraktisch halte.

Gruß
Rainer

Verfasst: 09.11.2005, 22:51
von HolunderWunder
okay, an eine sache meint sich mein träges hirn gerade erinnern zu können (ohne gewehr, äh, bogen): hab hier schon bilder von nem köcher gesehen, der oben geschlossen(?) war, und wo die pfeile aus ner seitlichen öffnung nach unten hin entnommen wurden... könnt ihr mir folgen? würd mich hollundern, äh wundern :bash :tsktsk 8-| :knuddel :D :D :D ach ja: kalau schreibt man mitC *ggg*

aber mal wieder ernst beiseite, der oben beschriebene köcher würde in seiner art ganz sicher sinn machen, denn die federn wären immer trocken, und die entnahme wäre kein problem, zumindest wenn man das teil als rückenköcher benutzt. nur: in wieweit das teil historisch ist weiss ich nicht! ich hoffe aber auf aufklärung in dieser sache an dieser stelle.

@michael_leva: hey, holli schreibt sich mit y! :D und was heisst da ketzer, hm?! :D :D :D

gruss,
thilo

Verfasst: 10.11.2005, 00:23
von Buddelfrosch
So richtig überzeugt mich das nicht. Gerade was trockene Federn angeht. Die asiatischen oder ungarischen Bogenschützen hatten wegen ihrer Hornbögen bei Regen sicher ganz andere Probleme, als ihre Federn trocken zu halten. So richtig schlau werde ich aus der Köcherform nicht.

Gruß
BF