Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

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Bogenhannes
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Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 12.05.2016, 19:43

Ich habe in den letzten Wochen drei Eschenflachbögen gebaut.
Alle um die 180cm Länge, 5cm breit, semipyramidal, 50-45lb@28", scharfer Dickentaper von 19mm auf 9mm an den Tips.
Sichere Sache, also ... nur das sich bei allen dreien im Hauptbiegebereich schon beim Endtiller Kompressionsrisse gezeigt haben ist faszinierend und nervig auch.
feinringige Esche von drei unterschiedlichen Standorten. Alle gerade gewachsen, wie gesagt sichere Sache. Zwei habe ich schon verkloppt für `n Appel und`n Ei.
Bei den ersten beiden habe ich mir noch gesagt: OK, liegt an mir. Aber jetzt beim dritten denk ich mir: Das kanns doch nicht sein, oder?

Ist Esche tatsächlich eher als Laminat geeignet? Ist der Biegeradius zu stark? Würde heißen, Esche wäre als Selfbow eher was für Bögen mit mitbiegendem Griff? Also Esche als ELB. Würde mich mal interessieren, ob sich da auch Kompressionen zeigen.

Kann starkringige Esche mehr aushalten?
Falls es Eschenbögen ohne Kompressionsrisse gibt, meldet Euch bitte hier im Thread und sagt mir, was ich falsch mache.
Ich weiß, dass die trotzdem schießen und halten. Schieße selbst einen seit zwei Jahren mit einem ganzen Netz auf dem Bauch...

Trotzdem, falls Ihr einen Ratschlag habt oder auch nicht ;) schreibt was...

Viele Grüße vom (leicht genervten) Bogenhannes
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Ilmarinen
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Ilmarinen » 12.05.2016, 22:26

Hi,
ich habe in der letzten Zeit einen Eschenflachbogen gebaut:
feinringiges Holz, linsenförmiger Querschnitt, semipyramidal, 45#@28 Länge NtN 166cm

Der hier:http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=28277#p507714

Bisher hat er keine Stauchrisse, allerdings habe ich ihn noch nicht viel geschossen, da er mir momentan immer noch zu stark ist.

Grüße

Jörg
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ist die Wandlung meiner selbst.“ Martin Buber

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Rotzeklotz
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Rotzeklotz » 12.05.2016, 23:28

Also ich habe erst sieben oder acht Bögen aus Esche gebaut, zwei davon ganz zu Anfang mit wirklich nicht sooo dollem Tiller. Später weitere Flachbogen und einmal mit D-profil (bei 1,7m Länge). Bei keinem der Bögen hats geknittert, auch nicht beiden schlechten zu Anfang und unabhängig ob dünne oder dicke Ringe Früh-Spätholz-Verhältnis war immer wenigstens mittelmäßig).
Dafür haben mir schon andere als unproblematisch eingestufte Staves böse Überraschungen bereitet.
Steckst halt nich drin im Holz, ich glaube du hattest einfach Pech ;)

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Bogenhannes
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... kann man den Unterschied erkennen?

Beitrag von Bogenhannes » 13.05.2016, 08:44

Oha, ja dann ... ich habe jetzt den sechsten Eschenholz-Bogen fertiggestellt.
Davon haben vier Bögen Kompressionsrisse.
Ich spreche jetzt auch nicht von tiefen Brüchen, sondern einfach haarfeine Druckstellenn im Biegebereich. Man kann natürlich schiessen, trotzdem isses ärgerlich.

Mein allererster selbstgebauter Bogen natürlich aus Esche zeigt bis dato keine Kompressionen.
Wird aber sehr wenig bis garnicht geschossen ...
Meisterstandhöhe.jpg

Meisterbogen Vollauszug.jpg

Aber immerhin hatte er keine beim Endtiller ausgebildet.
Im Gegensatz zu dem hier:
28 Zoll.jpg
Mein bis dato letzter Eschebogen ...

Der hatte sie sofort bei 28"

Irgendwas ist mit dem Holz.
Aber was?
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Squid (✝)
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Squid (✝) » 13.05.2016, 09:20

Es ist schlecht. Das ist los.
Kommt das aus der selben Quelle bzw. aus der selben Gegend? Möglich, dass der Boden einfach nicht gut - für bogentaugliches Holz - ist.

Esche ist eines der Hölzer mit der größten Qualitätsspanne. Manche Esche knittert schon, wenn sie neben einer Rolle Sehnengarn liegt, aus anderer Esche kann man einen einen ELB-ähnlichen Bogen mit D-Querschnitt und 52 lbs bauen ohne dass da irgendetwas knittert.

Dicke Ringe können gut sein, aber über 5 mm besteht zunehmend die Gefahr, dass die ganze Sache schwammig und gummiartig wird. Besagter 52-pfünder hat 2 mm Ringe.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 13.05.2016, 23:28, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Osboan
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Osboan » 13.05.2016, 09:37

Hey Jo,

Also zur Holzqualität kann ich auch nicht mehr sagen, als meine Vorredner. Ich habe bisher zwei Eschenflachbögen gebaut. Beide ca. 180 cm lang, 20 cm Griff+Fadeouts, beide pyramidal von ca. 48 mm auf ein paar mm. Einer mit ganz flachem Bauch bei 30# und einer (weil ich's nach Dean Torges' Buchlektüre wissen wollte - gut, ist zwar kein Osage, aber schau mer mal ::) ) mit elliptischem Bauch bei 42#. Bisher haben beide nicht geknittert. Meine Vorsorge gegen Knitter bei Esche ist jedenfalls ein Trapping am Rücken. Keine Ahnung, ob das Holz einfach gut ist bei mir - und die Bögen eh auch ohne Trapping gehalten hätten - oder ob es wirklich was bringt. Die Gegenprobe steht noch aus (und ich hab derzeit eher keine Lust drauf, aus Spaß einen Bogen zu vermurksen ;) ).
Also mein Tipp: einfach mal beim nächsten Bogen ein Trapping anbringen - auch zusätzlich zu eventuell schon leichter Rückenwölbung - und schauen, was passiert.

Alles Gute und liebe Grüße, Oscar
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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Ilmarinen
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Ilmarinen » 13.05.2016, 18:37

Der Tiller sieht echt sauber aus.
Wo genau sind denn die Knitterfalten?

Grüße

Jörg
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 13.05.2016, 21:31

Squid hat geschrieben:Kommt das aus der selben Quelle bzw. aus der selben Gegend? Möglich, dass der Boden einfach nicht gut - für bogentaugliches Holz - ist.

Sag doch sowas nicht ;)
Jetzt wollte ich mich eigentlich auf meinen gesammelten Schätzen ausruhen und nicht mehr staves schlagen.
Ja, ist alles aus der Umgebung meines Dorfes ... ehemaliges Schwemmland.
Jetzt doch noch Esche aus dem Bergland? Uhhh ... na ok. Ich probiere es mal im Herbst mit anderer Esche.

Dann doch Laminate aus den staves ... naja wird auch mal Zeit.

Die Kompressionsrisse haben sich bei allen dreien in diesem Bereich gebildet:
28 Zoll kompi.jpg

Hauptbiegezone. Naja.
Soll ich ne Bodenprobe machen?

Eigentlich soll die "Grasesche" aus der Gegend hier ok sein. Hörte man.
Grüße
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Spanmacher » 13.05.2016, 22:25

Eschen von feuchten Plätzen sollen gut sein. Hörte man.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Rotzeklotz » 13.05.2016, 22:46

Kann sein. Ich glaube meine Eschen waren auch alle von feuchten Standorten (ohne dass ich sie deswegen bewusst ausgewählt habe)

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Squid (✝)
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Squid (✝) » 13.05.2016, 23:25

Sorry!
War ja nur sone Idee... ;)

Aber besagter Pseudo-ELB hängt hier neben mir an der Wand...
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 14.05.2016, 10:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Akila » 14.05.2016, 02:17

Hi..es muss bestimmt etwas mit dem Holz sein. Esche ist wirklich ein gutes Holz..ich habe so viele Bögen aus Esche, dass ich mich erlich gar nicht mehr erinnern kann wieviele waren..von Elb, Flatbow, Static Recurve, bis zum RD mit Bambus als Backing. Kompressionrisse, hatte ich nur zwei mal, aber das war meine schuld..die Bögen waren beide Kurz..150cm lang, und ich habe versucht so einen Indianen Bogen zu machen, aber das war zu viel für das Holz. Der zweite war ein Reiterbogen, mit Syiahs und Sehne, auch auch so hatt er kompressionrisse nur an eine Stelle gekriegt, und nur 3 oder 4, die sehr klein waren.
Es muss also an dem Holz liegen...deinen Tiller sieht sehr gleichmessig aus, und normalerweisse ist esche sowieso nicht so empfindlich. ICh habe auch aus esche fast einen warbow gemacht..120lbs beim 30''. Ich sollte auch irgendwo das FUlldraw Bild, noch haben. Ich habe aber danach den Bogen kaput gemacht, weill mir etwas nicht gefallen hat, und ich habe versucht mit der HLP ein bisschen reflex in diesen Bereich zu machen, und der bauch hat das nicht so geschetzt :). Auf jeden Fall das ist total aussergewöhnlich was da mit deinen Bögen passiert ist.
PS:ih habe das Bild gefunden..da sind eingentlich mehr als 30'' und zwar 32''..und der Tiller wie du siehst ist nicht unbedingt ok.
Dieser Bogen war 190cm lang.
Dateianhänge
P5140169.JPG

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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von schnabelkanne » 14.05.2016, 10:53

Servus,
hab auch bei einigen Flachbögen aus Esche Kompressionsbrüche bekommen, die waren allerdings etwas zu schmal und zu stark ausgelegt. Bei meinem ELB-Design aus Esche mit 60#; 184 cm Länge - hab ich hingegen noch keine Kompressionsbrüche.

@ all - Mich würde interessieren ob bei Esche wie üblich eher ein ganz flacher Bauch oder doch etwas Wölbung am Bauch, wie Osboan schon erwähnte, besser ist?

@ Bogenhannes - sorry dass ich hier deinen Thread benutze - bin nicht sicher ob es wirklich zu deinem Thema passt?
Dein Tiller sieht für mich ok aus, wie stark ist denn der Bogen? ich hab wie gesagt bei meinen stärkeren Bögen ab 45# Risse bekommen, waren zu schmal oder zu kurz gebaut. Esche ist halt ein sehr leichtes Holz und braucht daher mehr Material als andere Hölzer (z.B. Hickory, Osage)

btw - baue momentan einen Esche Flatbow, Pyramide von 5 cm auf 1 cm mit ganz flachem Bauch, werde berichten sobald ich zum Tillern kommen.

lg Thomas
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Bogenhannes
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 14.05.2016, 13:28

@ Schnabelkanne: Der gezeigte Bogen hat 50@28" geplant sind 45lb. Set ist gering 1", also guter Tiller

Das Problem ist das Holz. Nu is noch die Frage: Was hat mehr Einfluss auf die Holzqualität, der ph-Wert des Bodens oder die Bodenzusammensetzung?

Und zum Schluss stellt sich raus, dass es wirklich so ist, wie Rotzeklotz geschrieben hat, man steckt nicht drin. Aber ist das nicht zu einfach? Vielleicht gibt es da doch noch irgend einen genaueren Grund, der z.B. in der Holzzusammensetzung liegt, also im Boden auf dem der Baum gewachsen ist. Aber es gibt ja z.B. auch noch noch andere Faktoren wie Licht und Schattenwuchs oder vielleicht auch Druckverhältnisse im Holz?

Zur Herkunft meines Holzes: Wie gesagt Schwemmland. Der Boden ist tiefgründig und feucht. Mein allererster Bogen stand direkt an der Leine. Die anderen am Baggersee und neben einem Stausee. Also auch genug Wasser.

@ Akila: Wäre mal interessant aus welcher Umgebung so dein Eschenholz stammt. Wald oder steiniger Boden?
Wenn ein Eschenbogen bei solch einem Tiller KEINE Kompressionsschäden bekommt muss das Holz ja besonders gut gewachsen sein.

Grüße
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tommi370
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von tommi370 » 14.05.2016, 16:26

Hallo,

ich gebe auch mal meinen Senf dazu. Das von mir verbaute Eschenholz stammt entweder von meinem Grundstück oder hier aus der Umgebung. Extrem fetter Marschboden, alles wuchert wie verrückt. Die Eschen haben rel. dicke Ringe mit ganz wenig Frühholz, fast wie ein dünner Bleistiftstrich. Leichte Knitterfalten hatte ich bisher nur ein mal und das lag an mir (zu schmal und kurz gebaut). Oft nehme ich dünnere Stämmchen, ungefähr Handgelenk-Dicke. Den Bauch halte ich absolut flach. Mit der Rückenwölbung ergibt sich so ein Trapping. So wie dieser: Mist, ich kann den Link nicht einfügen, dann eben so:
viewtopic.php?f=15&t=28451&p=510612#p510612

Gruß
Thomas

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