Saplingbow 16, Eichsfelder, Hasel, Holunder

[Eichsfelder]

Besser spät als nie..
Durch mein Gependel und momentanen Zeitmangel starte ich ein bisschen später als der Rest.
Am Samstag habe ich es dann endlich geschafft:

Ich plante alle Eier in einen Korb zu packen, d.h. nur ein Stämmchen zu organisieren.
Getreu dem Motto "Schuster, bleib bei deinen Leisten" hatte ich von vornherein Hasel im Sinn, da ich ja noch irgendwie auch noch Noobie bin. Mit verrücktem neuem Holz wollte ich mich für's Sap also erstmal nicht anlegen. Als ging's ab ins Grüne/Graue.

Das Haselstämmchen

Der markierte Kandidat erschien mir tauglich.

Typische sehr gerade junge Haseltriebe und ein Blatt der letzten Saison.

Der Hasel-Kandidat nach Ernte

Eigentlich wollte ich direkt Heim, bin dann aber doch noch ein Stück gegangen. Dabei hab ich dann doch noch was entdeckt, dass ich noch mitgenommen habe:

Der Holunder

Zwar kein Wassertrieb, aber doch wohl geradeste Holunder der mir bei der bewussten Suche bisher begenet ist. Dazu noch fast vollständig astfrei. Die Wildschweine scheinen ihn auch zu mögen (siehe Rinde knapp über dem Boden).

Gelbflechten

Blätter waren natürlich keine mehr dran, aber Holunder erkennt man ja an Wuchsform und der charakteristischen Rinde.
Zudem sind (zumindest in meiner Ecke) Holunder irgendwie Wahlwohnsitz der Gelbflechte. Gerade im Winter sieht man gut, dass das junge Geäst fast vollständig damit bedeckt ist - mehr als bei den meisten anderen Baumarten.

Holunder

Danach ging es dann, nun doch mit einem Backup-Stamm, ab in die Werkstatt.

[fka]

Wunderschöner Holunder, hoffentlich hat er nicht zu viel Drehwuchs.

[alfred33]

SICHER ? (der Rest vom Habitat ist nicht so Holli, kann auch sein das der hintere was anderes ist aber ich täusche mich gerne)
wenn dann TOP Holli so einen habe ich noch nicht gesehen...
ToiToiToi damit, wenn du noch Länge übrig hast säge ehre unten was weg, anfangs am wachsen drehen sie gerne nach der Sonne und behalten das gedrehe dann im Stamm.
alfredle

[Eichsfelder]

Ortswechsel:

Beide Keulen

Durchmesser passt:

Hasel

Holunder

Werkzeuge bisher:

Danach ging es den beiden an die Rinde. Die habe ich vorsichtig mit dem Zugmesser, später den Bast zum Teil auch mit einer stumpfen Ziehklinge entfernt.

Rinde muss ab

Im Anschluss (mittlerweile wollte ich eigentlich echt nur noch auf die Couch) hab ich beide Stämme noch bis auf den Markkanal reduziert. Bei der Hasel mit Säge, Hammer und Meißel gearbeitet und bei dem Holunder nur mit dem Zugmesser. Wollte das Holz erstmal kennenlernen. Dabei sind einige spannende Farben aufgetaucht:

grüngelb-braune Färbung um den Markkanal. Gammel?

Ich bin für den Moment davon ausgegangen, dass der Kollege um den Markkanal vergammelt ist, aber weder ist das Holz irgendwie faulig, noch porös oder sonst was. Die Struktur und Festigkeit scheint normal zu sein.
Man sieht die Färbung auch an den Stirnenden:

Anschnitt Holunder

Momentan nehme ich es als spannende Eigenart gelassen hin und bin gespannt, ob davon im weiteren Verlauf noch was übrig bleibt.

Da ich bisher nur meine vier Bogen aus abgetrocknetem Holz gebaut habe, bin ich hier nicht so in meinem Element, aber ich hatte ja genug andere Threads zum spicken. Ich habe also aus dem Krempel der hier rumfliegt noch was zum provisorischen Einspannen konstruiert. Das wird wohl nötig sein bei so nassem Holz, sonst gehe ich am Ende mit Korkenziehern an den Start.
Ich habe die Knüppel etwas auf reflex an den Balken gezwungen. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich eigentlich nur noch in die Kiste (sieht man vllt an meinen schnell zusammengekramten Keilen). Ich hoffe es tut das, was es soll.

Wird schon schiefgehen.

Heute habe ich die Enden noch mit Holzleim versiegelt. Jetzt darf das alles in Ruhe trocknen. Die nächsten Tage lasse ich es erstmal ruhen.

Werkzeug bisher:

[Eichsfelder]

Wunderschöner Holunder, hoffentlich hat er nicht zu viel Drehwuchs.

Hab auch gestaunt. Kenne die Ecke seit Kindestagen, aber in die Büsche vorm Feld bin ich dann doch nie gekrabbelt.
Ernstaunlicherweise ist der Drehwuchs echt moderat - jedenfalls beim Versuch optisch der Faser zu folgen. Kann mich aber auch täuschen - bin jedenfalls gespannt.

SICHER ? (der Rest vom Habitat ist nicht so Holli, kann auch sein das der hintere was anderes ist aber ich täusche mich gerne)

Jap, sehr sicher. In der Gegend ist es eigentlich ein klassisches Habitat für Holunder. Direkt am Feldrand, wachsend an kleinen ungenutzten Böschungen zusammen mit Schleh- und Weißdorn. Der hintere größere Baum ist übrigens Weißdorn. Die beiden stehen ungewöhnlich dicht beisammen. Schauen wir was mit dem Drehwuchs ist. Hoffe er reißt mir nicht beim Trocknen.

[Eichsfelder]

Hallo zusammen,

ich bin gerade wieder in der Heimat und habe nach den Staves gesehen. Bisher stirnseitig keinerlei Risse, auch am Rücken ist alles i.O.
Da ich ab kommender Woche bis Ende Januar erstmal wieder fort bin, habe ich beschlossen, dass ich die Rohlinge bis dahin weiter trocknen und eingespannt lassen werde.

Ich überlege, ob ich dann mit Hasel oder Holunder beginne und auf welches Design ich gehen möchte.
Hat jemand Tipps zu Holunder und kann jemand vllt Erfahrungswerte bzgl. Druck- und Zugfestigkeit teilen?

[Indie12]

Hab erst einmal Holunder zum Bogen gemacht, aber mich vorher gründlich belesen.

Fazit: Holunder kriegst auf Druck nich klein, am Rücken hält er auch einiges aus, wenn da nicht diese Knubbel wären, an denen er wirklich gern aufgibt. Es wurden hier schon Bögen gebaut (acker, glaub ich?), die vor und nach jedem Knubbel gewickelt waren. Oder halt ein Backing, vllt ja aus Hasel, der kann nämlich viel auf Zug und weniger auf Druck (Knitter ggf.).

[Eichsfelder]

Kurzes Lebenszeichen von mir.
Hab es jetzt erst wieder in die Werkstatt geschafft und leider völlig unterschätzt was Umzugsvorbereitungen an Zeit in Anspruch nehmen können. Habe jetzt drei Tage Zeit richtig Gas zu geben.

Habe gestern die beiden Rohlinge in der Konstruktion gecheckt.
Alles ist soweit schön getrocknet und leicht auf Reflex gedrückt. Ich bin überrascht, dass sich nichts weiter verzogen hat und auch stirnseitig und am Rücken ist alles heile geblieben.

Ich habe aber bei beiden Rohlingen fiese Risse im groben Griffbereich. Der Holunder ist am Griff (hoffentlich nur) bis zum Markkanal beim Trocknen eingerissen. Die Hasel seitlich am Griff entlang des Drehwuchses, an einer Stelle fies tief ins Holz.
Es hat sich gerächt, dass ich wieder über zwei Wochen weg war, aber so ist das.

Ich werde sehen wie schlimm es ist und was sich machen lässt.
Eventuell muss ich übergebliebenes Material der Hasel als Griffverstärkung aufleimen. Bilder reiche ich noch nach.

VG Manuel

[MrCanister123]

Zeig mal ein paar Bildern von den Rohlingen bzw. den Rissen

Der Holunder ist am Griff (hoffentlich nur) bis zum Markkanal beim Trocknen eingerissen. l

Kann mir kaum vorstellen, dass er über den Markkanal hinaus gerissen ist, hab ich jedenfalls noch nie gesehen

[Eichsfelder]

Bilder reiche ich alles nach. Wird gerade schwierig, technisch bedingt, aber vllt lasse ich mir noch was einfallen.

Ich habe mich zwischenzeitlich für den Holunder entschieden.
Das Stück Holz ist echt super. Man hört und liest ja öfter, dass Holunder (wenn kein Wassertrieb) zu verdreht ist und das trifft wohl auch für den Großteil zu. Dieser ist aber hat aber null Drehwuchs, keine Äste oder irgendwas. Es ist ein Traum.

Kann mir kaum vorstellen, dass er über den Markkanal hinaus gerissen ist

Ist er zum Glück auch nicht. Hab ihn heute morgen bis zum Mark abgetragen. Alles paletti.

Weiß jemand ob Holunder mit der HLP getempert werden kann?
Bzw. ist der Effekt ähnlich deutlich wie bei Hasel oder taugt Holunder vllt gar nicht dafür?

[Indie12]

Keine praktische Erfahrung aber habe schon getemperte Hollerbögen gesehn.
Warum willst du tempern? Um den Bauch zu stärken gg Druck oder für mehr wumms?
In ersterem Fall brauch Holler das meist nicht.

[Eichsfelder]

Warum willst du tempern?

Aus dem zweiten Grund. Ich bin seit heute morgen am tillern und habe festgestellt, dass Holunder sehr schnell an Wumms verliert, wenn man fleißig Material wegnimmt.
Habe analog zu meinen bisherigen Erfahrungen mit dem zugstarken Zeug (Hasel, Esche) gearbeitet und mich am Ende ein wenig erschrocken.

Ich hab den Bogen jetzt schon gekürzt, um wieder ein bisschen Pfeffer gutzumachen. Heat treating am Bauch sollte ja der theorie nach wieder für ein paar Pfund mehr sorgen, oder?

[Eichsfelder]

Nochmal als Add-On zu gestern:

Nach vier Wochen Trocknung im eingespannten Zustand:

- keine Risse an Rücken oder Stirnseiten
- Reflex ist drin geblieben
- keine Verdrehungen

aber:

- Risse im dick gelassenen Griffbereich bei beiden Rohlingen

Hasel

Geht mir bei der Hasel dem Drehwuchs folgend zu tief ins Holz. Das grobe blockartige Herausarbeiten des Griffs hat sich damit gerächt. Ich lege den an die Seite und versuche mich nach dem SapBow mal mit dem Aufleimen einer Griffverstärkung.

Holunder

Der Holunder sah auch fies aus. Habe zu diesem Zeitpunkt gehofft, dass die Risse im Markkanal auslaufen.

Schicke also nur noch den Holunder ins Rennen. Das sollte zeitlich auch noch eine Punktlandung werden.

[Eichsfelder]

Habe dann also den Griffbereich des Hollers komplett entfernt und siehe da: alles in Ordnung

Auskratzen des Markkanals

Seitenprofil der Holunderhälfte, leichter Reflex

Habe im Anschluss überlegt, welches Design ich für das Stück auswähle. Hätte gern mal vom klassischen Flachbogen abgesehen, aber mich aus Zeitmangel dann doch gegen größere Experimente entschieden.

Nach Anzeichnen und Sehnenlage checken:

Herausarbeiten des Bogens und Dickenreduzierung mit dem Zugmesser

Werkzeuge

[Neumi]

Habe dann also den Griffbereich des Hollers komplett entfernt

Warum entfernt? Um zu schauen ob die Risse weitergehen?
Grüße - Neumi